Valentes Zukunft: Was spricht für ihn, was gegen ihn?

Bleibt er, oder muss er gehen? Diese Frage brennt den FCS-Fans seit dem geschafften Klassenerhalt unter den Fingernägeln. Trainer Federico Valente selbst äußerte sich zuletzt nicht zu seiner Zukunft und verwies darauf, dass nach dem Saisonende Gespräche mit der sportlichen Leitung um Paolo Bravo anstehen.

Valente hat den italienischen Fußball im Schnelldurchlauf kennen gelernt. Im Sommer 2023 kam er vom SC Freiburg nach Südtirol. Als Juniorentrainer eingeplant, wollte Valente die UEFA-Pro-Lizenz (die letzte Ausbildungsstufe als Fußballtrainer) in Ruhe fertig machen. Dann kam der Dezember und über Nacht änderte sich alles. Der ehemalige Erfolgstrainer Pierpaolo Bisoli musste gehen, Valente wurde zum Cheftrainer der Profis. Erstmals in seiner Karriere wohlgemerkt, obwohl der Italo-Schweizer mit 48 Jahren kein Trainer-Rookie mehr ist. Es folgte ein Wellenbad der Emotionen, an dessen Ende der Klassenerhalt in der Serie B stand. Die sportliche Zielsetzung hat Valente erreicht. Reicht das, um auch nächste Saison an der FCS-Seitenlinie zu stehen?

Das spricht für Valente Leben in einem neuen Land, Trainerkurs und plötzlich Cheftrainer einer Profimannschaft: Valente hat Italiens Fußball im Crashkurs kennen lernen müssen und alles unter einen Hut bekommen. Dafür gebührt ihm ein großes Lob. Hartnäckige Journalisten, taktischer Wahn und ein ganz spezieller Spielrhythmus – der italienische Fußball ist eigen. Es gibt kaum ausländische Trainer und wenn, dann sind sie meist schon eine gefühlte Ewigkeit in Italien. Das hat seine Gründe und wohl auch deshalb wird Valente immer noch kritisch beäugt. Dass seine Wurzeln in Kalabrien liegen, hilft ihm da wenig. Für den Verein hingegen ist der Lebenslauf von Valente so etwas wie ein Glücksgriff: Er spricht perfekt deutsch und italienisch, ist in einem &bdquo;neutralen“ Land (Schweiz) aufgewachsen und verkörpert den modernen Trainertyp. Die Spieler danken es ihm. &bdquo;Wir lieben den Trainer“, sagte Kapitän Fabian Tait im Dolomiten -Interview vor wenigen Wochen. Der Rückhalt innerhalb der Kabine ist der wichtigste, aber von der Öffentlichkeit auch am meisten unterschätzteste Faktor im Fußball. Eventuelle Nachfragen können an Ex-Coach Pierpaolo Bisoli gerichtet werden.

Daumen hoch: Fabian Tait ist ein Befürworter von Federico Valente. © fcs

Die sportlichen Fakten sehen so aus: 1,36 Punkte holte Valente seit seinem Amtsantritt im Schnitt. Zum Vergleich: Bisoli hatte beim FCS einen Punkteschnitt von 1,50. Sieht man sich aber die aktuelle Saison an, übertrumpft Valente seinen Vorgänger, der bis zur Entlassung 1,13 Zähler pro Spiel sammelte.

Der Stil hat sich im Vergleich zu Defensiv-Fanatiker Bisoli stark verändert. Waren die Weiß-Roten im Vorjahr jene Mannschaft mit dem niedersten Ballbesitz-Wert, so liegen heuer 5 Teams hinter dem FCS. Der Ballbesitz-Anteil wurde um fast 10 Prozent (!) auf rund 47 Prozent pro Spiel gesteigert. Damit holt man zwar nicht automatisch mehr Punkte, doch die Mannschaft muss nicht mehr dauernd dem Ball hinterher laufen, was vor allem mental sehr ermüdend ist. Ausbaufähig sind die xG-Werte (erwartbare Tore in Anbetracht der Torchancen pro Spiel), wo der FCS ligaweit an drittletzter Stelle liegt.

Pluspunkte konnte Valente sammeln, weil er den Verein in den Bereichen Jugend-Scouting und Video viel Knowhow gebracht hat. Der FCS ist externen Inputs gegenüber offen und hat in Valente jemand gefunden, der eine ähnliche Denkweise pflegt.

Das spricht gegen Valente Ist Valente den Anforderungen eines Serie-B-Cheftrainers gewachsen? Das war die zentrale Frage in diesem Frühjahr. Die Entwicklung des langjährigen Jugendtrainers ist unübersehbar. Im Umgang mit den Medien, in der Außendarstellung, taktisch und auch im In-Game-Coaching: Valente hat sich in den letzten Monaten in allen Bereichen gesteigert. Vor allem das Zaudern bei Einwechslungen wurde ihm oft vorgeworfen. Mittlerweile hat der Trainer auch in diesem Bereich an Erfahrung gewonnen. Doch reicht das, um beim FCS zu bleiben? Zumal Valente bei einem Verbleib zum allerersten Mal in seiner Karriere die (schwer zu handhabende) Sommer-Vorbereitung planen müsste. Ein guter und erfahrener Trainerstab ist da Gold wert.

Ein Kriterium wird sein, ob der FCS seinem Trainer einen Umbruch mit der Mannschaft zutraut. Der FCS hatte unter Valente nämlich die älteste Startelf aller Serie-B-Mannschaften. 10 Mal war die FCS-Startelf im Schnitt älter als 30 Jahre. Über kurz oder lang müssen Alternativen zu den Leistungsträgern Jack Poluzzi (36), Andrea Masiello (38), Jasmin Kurtic (35), Raphael Odogwu (33) oder Salvatore Molina (32) gefunden werden. Und dann ist der Trainer gefordert, diese ohne Leistungseinbußen einzubauen.

Fazit Aufgrund des Erreichens der sportlichen Ziele sollten Valentes Karten auf einen Verbleib beim FCS sehr gut sein. Die Spieler stehen hinter dem Trainer. Die Fragezeichen, ob Valente ein Team auch über einen längeren Zeitraum führen und ob er für die gewünschte Entwicklung sorgen kann, muss Sportchef Bravo in den nächsten Wochen beantworten.

Serie B Italien	SP	TV	P
1. Parma	34	59:32	70
2. Como	34	54:37	67
3. Venezia	34	62:39	64
4. Cremonese	34	43:28	60
5. Catanzaro	34	53:42	56
6. Palermo	34	58:48	52
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