
Carlos Alcaraz und Jannik Sinner dominieren die Tennis-Welt. © ANSA / NEIL HALL
Der Magier und die Maschine: Sinner im epischen Showdown
Am Sonntagabend steigt das Finale der US Open. Der Südtiroler Jannik Sinner will seinen Titel und die Nummer eins der Welt verteidigen – doch mit Carlos Alcaraz trifft er auf seinen härtesten Gegner.
07. September 2025
Von: nie
Aller guten Dinge sind drei. Bei den French Open lieferten sich Jannik Sinner und Carlos Alcaraz eine epische Schlacht samt dramatischer Tief- und Höhepunkte, wenige Wochen später folgte ein weiterer Showdown auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. In Roland-Garros behielt Alcaraz die Oberhand, an der Church Road hielt Sinner die Trophäe in den Himmel. Am Sonntag kreuzen die beiden Superstars bei den US Open zum dritten Mal in dieser Saison in einem Grand-Slam-Finale ihre Säbel (20.00 Uhr im SportNews-Liveticker). In der Open Era war dies noch keinem Duo zuvor gelungen – umso beeindruckender, dass Sinner und Alcaraz die drei Endspiele am Stück erreicht haben.
Wie so oft ist vor dem Duell der beiden Außerirdischen kein Favorit auszumachen. Titelverteidiger Sinner feierte im Halbfinale gegen Félix Auger-Aliassime (6:1, 3:6, 6:3, 6:4) seinen 27. Sieg bei einem Hartplatz-Major in Folge und zog damit in der ewigen Bestenliste mit Novak Djokovic gleich. Mehr Erfolge hintereinander fuhr nur Roger Federer ein (40). Eine beeindruckende Zahl – doch auch Alcaraz stieg in einen elitären Kreis auf: Der Spanier gab auf dem Weg ins Finale keinen einzigen Satz ab. Seit 2000 vollendeten nur Lleyton Hewitt (2004), Rafael Nadal (2010) und Roger Federer (2015) dieses Kunststück.
Nadal: „Kompletter als Jannik, aber ...“
An Meilensteinen, welche Sinner und Alcaraz auf ihrem Triumphzug durch New York erreicht haben, mangelt es freilich nicht. Letztlich entscheidend ist jedoch die Leistung am Sonntag – wer hat im richtigen Moment die stärkeren Nerven? Immerhin geht es nicht nur um den Titel: Der Triumphator am Sonntag darf sich auch die Nummer eins der Welt nennen. Unterschiedlicher könnten die beiden Thronanwärter dabei kaum sein. „Carlos ist magisch, er ist unberechenbar, er ist kompletter als Jannik, weil er mehr Schläge im Repertoire hat“, erklärte Nadal in einem Interview mit The Athletic. „Aber manchmal wählt er die falsche Taktik, was dazu führen kann, dass er schlechter spielt als Sinner.“Carlos Alcaraz fordert Jannik Sinner im Finale. © APA / CLIVE BRUNSKILL
Alcaraz, der sich im Halbfinale gegen Novak Djokovic behauptet hatte (6:4, 7:6, 6:2), mutiert auf dem Court zum Magier, dessen Kunstschläge auf der ATP-Tour alles in den Schatten stellen laut Nadal. „Carlos kann auf einem Niveau spielen, das Sinner nicht erreichen kann. Aber er kann auch mehr Fehler machen“, unterstrich der 22-malige Grand-Slam-Champion. „Es macht viel Spaß, Carlos spielen zu sehen, weil er außergewöhnliche Dinge tun kann, und wenn er Fehler macht, dann letztlich deshalb, weil er ein Mensch ist.“
Sinners größter Trumpf ist die Konstanz
Die Fallhöhe ist bei Alcaraz demnach enorm – und genau das könnte zum großen Vorteil von Sinner werden. „Jannik gibt mit seiner Vorhand ein Tempo vor, das sehr schwer zu halten ist, er ist sehr schnell im Vorhandspiel und schnell im Übergang von der Verteidigung zum Angriff“, analysierte Nadal die Spielweise von Sinner. Sofern er auf Betriebstemperatur ist, gilt der Pusterer als Maschine auf dem Court. Rhythmus, Präzision, Kaltschnäuzigkeit – Alexander Bublik verglich ihn bei den US Open sogar mit Künstlicher Intelligenz.Doch die Niederlagen in Roland-Garros und beim Masters in Rom haben gezeigt, dass selbst Sinner gegen Alcaraz einen Gang höher schalten muss. Kunstschläge, riskante Manöver am Netz und mentales Durchhaltevermögen – das alles ist gegen den fünfmaligen Grand-Slam-Sieger gefragt. „Carlos ist jemand, der mich ans Limit pusht – und das ist großartig. Das ist das beste Feedback, das man als Spieler bekommen kann“, meinte Sinner auf der Pressekonferenz.
Der direkte Vergleich spricht vor dem Finale mit 5:9 für Alcaraz, Sinner entschied nur eines der vergangenen sieben Matches für sich. Sollte sich der Wimbledonsieger in Flushing Meadows erneut zum König krönen, würde er mit seinem Rivalen nach Grand-Slam-Titeln gleichziehen – und die Nummer eins der Weltrangliste verteidigen.
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