Daniel Grassl: „Ich bin nicht der Begabteste, aber...“

Entsprechend ehrgeizig geht er in die neue Eiskunstlaufsaison. Mit einem großen Höhepunkt: Die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Allerdings warten zuvor noch mehrere Hürden und Highlights.

Vor wenigen Wochen startete Daniel Grassl in die wichtigste Saison seiner noch jungen Karriere. Auf den 19-Jährigen wartet ein Terminkalender, der es in sich hat. Neben den vielen internationalen Wettkämpfen auf höchstem Niveau sind die Olympischen Spiele im Februar 2022 das große Highlight für den Meraner. Die Vorbereitung darauf hat bereits vor einigen Jahren begonnen und wurde durch die Pandemie nur am Rande beeinflusst. Maximale Flexibilität und die Anpassung an die sich ständig ändernden Bedingungen war das Um und Auf.

Daniel Grassl: &bdquo;Im Sommer habe ich erfolgreich meine Matura abgelegt. Anschließend war ich 3 Wochen in Frankreich, wo ich mit meinem langjährigen Choreographen Benoit Richaud an meinen 2 neuen Programmen gearbeitet habe. Anschließend war ich für einige Wochen in Fondo am Nonsberg und hätte dann in die USA nach Colorado fliegen sollen. Allerdings gab es Probleme mit dem Einreisevisum, sodass ich in Frankfurt wieder umkehren musste. Also habe ich die restliche Vorbereitung in meiner Heimattrainingsstätte in Neumarkt verbracht. Der Sommer war eine aufregende Zeit voller Hindernisse, aber wir haben das Beste daraus gemacht.“ „Die Chancen auf eine Medaille sind realistisch“ Daniel Grassl in Hinblick auf die EM Für Olympia hat sich Grassl in dieser Saison wieder klassischeren Tönen gewidmet. Das Kurzprogramm läuft er zum Thema &bdquo;Nurejew“ von Ilan Eschkeri und die Kür zu den Klängen von Interstellar und Armageddon nach einem Arrangement von Cedric Tour. &bdquo;Meine Programme sollen immer eine Geschichte erzählen. Wie zum Beispiel das Kurzprogramm zu Nurejew: Er war ein sowjetischer Balletttänzer, und obwohl er nicht besonders talentiert war, hat er es geschafft, durch harte Arbeit einer der besten Balletttänzer des 20. Jahrhunderts zu werden. Das ist auch ein Stück weit meine Geschichte. Ich bin nicht unbedingt der Begabteste, was die künstlerische und lauftechnische Seite betrifft. Aber natürlich bemühe ich mich sehr, auch hier weit nach oben zu kommen. Deshalb habe ich mit meinem Choreographen noch mehr an meinem Ausdruck und an den Bewegungen gearbeitet, damit beide Programme von hoher Qualität sind.“

Die ersten Früchte der harten Arbeit konnte Grassl bereits vor wenigen Wochen ernten. Bei der Lombardia Trophy in Bergamo gelang es dem dreifachen Italienmeister, mit 173,54 Punkten eine neue persönliche Bestleistung in der Kür aufzustellen. Dem EM-Vierten des Vorjahres gelang es sogar, 3 Vierfachsprünge und alle 3 vom rechten Fuß abgesprungen, im ersten Drittel seiner Kür erfolgreich zu landen. Es sind vor allem die Sprungelemente, die dem Meraner am meisten liegen. Schon als Kind konnte er sich hauptsächlich für das Springen begeistern. Mit 19 Jahren gilt er als absolutes Sprungtalent, welches alle Vierfachsprünge tadellos beherrscht.

Daniel Grassl feilt weiter an seinen Darbietungen. © AFP / JONATHAN NACKSTRAND

Schon diese Woche ist Grassl bei seinem nächsten Wettbewerb im Einsatz, und zwar beim Grand Prix von Amerika in Las Vegas. In der Stadt der Glücksspiele will er sich keineswegs auf das Glück verlassen, sondern hat ein konkretes Ziel vor Augen. &bdquo;Ich will auf jeden Fall mein Bestes geben und gut laufen,“ so Grassl wenige Tage vor seiner Abreise. Erste Grand Prix in der allgemeinen Klasse In dieser Saison bestreitet der Schüler von Trainer Lorenzo Magri erstmals die großen Grand-Prix-Wettbewerbe der allgemeinen Klasse und nicht mehr jene bei den Junioren. Mit Las Vegas und Turin wurde er gleich für 2 der großen Events nominiert und blickt vor allem auf den Grand Prix im Piemont mit großer Vorfreude entgegen. &bdquo;Es ist das erste Mal, dass ein Weltcup im Eiskunstlaufen in Turin ausgetragen wird und das in der Halle, wo 2006 die Olympischen Spiele stattgefunden haben. Es werden sicher viele Zuschauer dabei sein, worauf ich mich besonders freue. Es wäre fantastisch, wenn ich mich für das Grand-Prix-Finale qualifizieren könnte. Das wird zwar ein schwieriges Unterfangen, aber nicht unmöglich.“

Auch für die anderen großen Wettbewerbe hat sich Grassl hohe Ziele gesteckt. Nachdem er bei der Europameisterschaft im Vorjahr in Graz mit Platz 4 nur knapp das Podest verpasst hat, ist der Wunsch nach einer Medaille natürlich groß. Dennoch soll dieses Ziel nicht das Geschehen dominieren. &bdquo;Eine Medaille wäre zwar schön und die Chancen auf eine Medaille sind realistisch, aber ich will mich deshalb nicht verrückt machen lassen, sondern mich ganz auf eine gute Performance konzentrieren und den Wettbewerb genießen.“ Jetzt startet Grassl in Las Vegas Mit den Olympischen Spielen in Peking nur wenige Wochen nach der EM in Tallinn erfüllt sich Grassl einen großen Traum seiner sportlichen Karriere. Um eine Medaille wird es bei den Spielen in China noch nicht gehen, vielmehr steht der erfüllte Traum von der Teilnahme und eine gute Leistung im Vordergrund. &bdquo;Wichtig wird auch die Weltmeisterschaft am Ende der Saison in Montpellier (Frankreich). Da mit dem Ende des Olympischen Zyklus viele Top-Athleten ihre Karriere mit den Spielen in Peking beenden werden, ist die anschließende WM im März für mich noch einmal ein Grund mehr, hier den nächsten Schritt zu machen. Das wird für mich die perfekte Gelegenheit, diesen Zyklus mit einer guten Platzierung abzuschließen und die Weichen für die darauffolgende Saison zu stellen.“

Diese Woche bestreitet Grassl seinen ersten Grand-Prix-Wettbewerb der höchsten Leistungsklasse in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada. Bereits hier trifft er auf eine Konkurrenz, die es in sich hat. Allen voran gilt der dreifache Weltmeister aus den USA, Nathan Chen, der auch &bdquo;King Quad“ (der König der Vierfachen) genannt wird, als Favorit auf den Sieg im ersten Weltcup-Event. Auch Shoma Uno aus Japan kann auf einige WM-Medaillen verweisen und strebt ebenfalls eine Platzierung unter den Top 3 an. Zusammen mit Grassl sind 11 Teilnehmer der stärksten Eiskunstlaufnationen vertreten. Das Kurzprogramm findet am Freitag statt, die Kür wird am Samstag ausgetragen.

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Daniel Grassl: „Ich bin nicht der Begabteste, aber...“

Er ist erst 19 Jahre jung. Trotzdem beherrscht er alle Vierfachsprünge tadellos und hat sich bereits im Spitzenfeld der besten Eiskunstläufer der Welt etabliert. Aber noch ist es nicht genug. Das weiß auch Daniel Grassl.

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