L Ski Alpin

Die letzten Meter von Marco Schwarz vor dem Sturz. © APA/afp / FABRICE COFFRINI

Welle der Kritik nach Schwarz-Verletzung

Marco Schwarz gegen Marco Odermatt – ein Duell Österreich gegen Schweiz um den Sieg im Gesamtweltcup begeistert Skifans weltweit. Nach einem zähen Beginn des Skiweltcups 2023/24 war dieser Zweikampf spätestens mit dem Slalomsieg von Schwarz in Madonna di Campiglio (ITA) zu einer Art Stadtderby Inter-Milan geworden. Dann aber kam Bormio.

Im Jänner 2023 bestritt Marco Schwarz am Lauberhorn seine 1. Weltcupabfahrt, der einstige Slalomspezialist landete auf der längsten Abfahrt der Welt sensationell auf Platz 6. Sein bis dato bestes Abfahrtsergebnis konnte „Blacky“ nicht wiederholen, mit Rang 9 im Dezember in Gröden war er immerhin bester Österreicher, tags zuvor im Super-G wurde er Fünfter. Damit war der Allrounder Marco Schwarz definitiv geboren, denn in seinen Paradedisziplinen Slalom und Riesentorlauf war kein Leistungsabbau erkennbar – im Gegenteil: Nach 3 Podestplätzen in Gurgl (AUT), Val d'Isere (FRA) und Alta Badia gelang dem 28-Jährigen beim Nachtslalom in Madonna di Campiglio der 1. Saisonsieg. Angenehmer Nebeneffekt: Schwarz hatte Odermatt, der keine Slaloms fährt, das rote Trikot des Gesamtführenden im Weltcup entrissen.


Am Stephanstag mussten die Speed-Asse den 1. Trainingslauf in Bormio absolvieren, nach dem 2. Training am Mittwoch folgte am Donnerstag das Abfahrtsrennen auf der eisigen und unruhigen Piste. Schwarz legte einen beherzten Start hin, doch noch im oberen Streckenteil drückte es den Kärntner etwas nach hinten, er stürzte und rutsche in die Fangnetze. Obwohl der Sturz harmlos aussah, ging der Abflug schlimm aus: Schwarz zog sich im rechten Knie einen Kreuzbandriss, einen Schaden am Innenmeniskus und einen Knorpelschaden zu. Nach dem Abtransport mit dem Rettungshubschrauber wurde er nach Innsbruck (AUT) überstellt und operiert. Was mit den ÖSV-Worten „Marco Schwarz will jedes Rennen fahren“ vor wenigen Wochen begonnen hatte, endete am OP-Tisch. Nun wird Kritik am Trainerteam laut.

Schwarz mit „Wahnsinns-Pensum“

Bereits in Madonna warnte Skilegende Felix Neureuther vor der Abfahrt in Bormio, schließlich verlangt die „Stelvio“ den Rennläufern körperlich alles ab. „Ich habe nach der Abfahrt in Gröden zu Journalisten gesagt, dass Schwarz auf die Rennen in Bormio verzichten sollte, um Kraft für die Klassiker im Januar zu tanken“, zitiert die Schweizer Blick den Deutschen. Auch Olympiasieger Stephan Eberharter (29 Weltcupsiege/Sieger Gesamtweltcup 2001/02, 2002/03) hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: „Bei dem Wahnsinns-Pensum, welches Blacky absolviert hat, kommt die Regeneration eben viel zu kurz und Verletzungen sind die logische Folge.“ Skilegende Marc Girardelli (60) findet deutliche Worte: „Die Trainer sind in meinen Augen mitschuldig an der Verletzung von Marco, weil sie in den letzten Monaten zu wenig Wert auf die Erholung seines Körpers gelegt haben.“

Marco Schwarz wurde bereits operiert. © ANSA / ANDREA SOLERO


Das Knie werde nun für mehrere Wochen durch Krücken entlastet, teilte der ÖSV mit. Bereits am Freitagabend wurde mit leichten physiotherapeutischen Maßnahmen die mehrmonatige Rehabilitation begonnen. Für Schwarz beginnt ein beschwerlicher Weg zurück – wie 2019, als er sich nur wenige Wochen nach seinem 1. Weltcupsieg beim Kombi-Super-G in Bansko (BUL) ohne Sturz einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.
„Odermatt wird seinen 3. Gesamtweltcupsieg selbst dann holen, wenn er bereits Ende Januar in den Urlaub auf die Malediven fährt.“ Marc Girardelli

Mit dem Ausfall von Marco Schwarz ist Marco Odermatt der ganz große Favorit auf den Sieg im Gesamtweltcup. Derzeit führt der Schweizer mit 636 Punkten die Wertung klar an. Der 1. Verfolger Aleksander Aamodt Kilde (NOR) hat 240 Zähler am Konto. Odermatt wird nach 2021/22 und 2022/23 wohl seine 3. große Kristallkugel im Alleingang abräumen. Marc Girardelli: „Marco Odermatt wird seinen 3. Gesamtweltcupsieg selbst dann holen, wenn er bereits Ende Januar in den Urlaub auf die Malediven fährt.“

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