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Rasmus Windingstad gab einen tiefen Einblick. © AFP / KERSTIN JOENSSON

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Rasmus Windingstad gab einen tiefen Einblick. © AFP / KERSTIN JOENSSON

„Zu nichts mehr Kraft“: Ex-Ski-Star gibt tiefen Einblick

22 Jahre lang war der norwegische Skirennfahrer Rasmus Windingstad auf der Jagd nach Hundertsteln, auf der Suche nach der perfekten Linie. Im vergangenen Sommer beendete er seine Karriere, in welcher er – wie er nun offenbarte – auch mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte.

Dass sich Windingstad im Alter von 31 Jahren von der großen Ski-Bühne verabschiedete, mag für viele überraschend gekommen sein. Für ihn selbst war es aber wohl längst überfällig. „Jegliche Logik und Vernunft verschwinden und zurück bleiben Negativität und Gedanken, die niemand haben sollte“, erklärte der einstige Riesenslalom-Spezialist, bei dem eine bipolare Störung vom Typ 2 festgestellt wurde, im Interview mit NRK. Die Diagnose erhielt er erst vor zwei Jahren – nachdem er schon lange mit wiederkehrenden depressiven Phasen gerungen hatte.


Bereits mit 19 spürte er, dass etwas nicht stimmte. „Ich wollte nicht mehr Ski fahren und hatte zu nichts mehr Kraft“, so Windingstad. Ärzte hielten es für Pfeiffersches Drüsenfieber. Heute weiß er: Es war seine erste depressive Episode. Menschen mit einer bipolaren Störung erleben starke Stimmungsschwankungen – zwischen Phasen tiefer Niedergeschlagenheit und Zeiten ungewöhnlich hoher Energie oder Euphorie. Beim Typ 2, an dem Windingstad leidet, sind diese Hochphasen meist weniger extrem, die Depressionen dafür umso schwerer.

Windingstad: „Getrunken, um alles zu vergessen“

Ein- bis zweimal im Jahr stürzt der Norweger in solche Tiefen. Zuletzt von Februar bis April 2025. An sein Heimrennen in Hafjell hat er keine Erinnerung mehr. Selbst große sportliche Momente kippten für ihn ins Dunkel – etwa 2023, als er in den USA auf das Podest fuhr. „Da war ich richtig am Ende“, sagt er. „Abends bin ich mit ein paar Jungs zum Feiern ausgegangen, aber eigentlich habe ich getrunken, um alles zu vergessen. Manche Phasen sind echt hart, fährt er fort.“

Rasmus Windingstadt kämpfte auch gegen sich selbst. © AFP / JOE KLAMAR

Rasmus Windingstadt kämpfte auch gegen sich selbst. © AFP / JOE KLAMAR


Zu jener Zeit sei er wie ein anderer Mensch gewesen. „Ich war damals wirklich auf der Flucht“, so Windingstad weiter. „Die Leute können es interpretieren, wie sie wollen, aber ich war damals an dem, was ich den absoluten Tiefpunkt nennen würde, also an einem Punkt, an dem man Gedanken hat, die kein Mensch haben sollte.“

Windingstad erhält Hilfe

Seit der Diagnose erhielt Windingstad professionelle Hilfe und Medikamente, die seinen Zustand stabilisieren sollen. „Jetzt habe ich sowohl Hilfe als auch Wissen, die mich dazu bringen, zu versuchen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, selbst wenn es mir schlecht geht“, hob er hervor.

„Am wichtigsten ist jedoch, dass mir alle Menschen in meinem Umfeld helfen können, Anzeichen frühzeitig zu erkennen, sowohl in den frühen Stadien einer Depression als auch in Phasen, in denen ich mich high oder hypomanisch fühle.“ Darüber hinaus steht ihm auch ein Psychiater zur Seite. „All das bedeutet, dass mein Leben im Allgemeinen nach meiner Diagnose unglaublich viel besser geworden ist“, meinte er.

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