Zwischen Muckibude und Heu-Arbeit: Florian Schieders Weg zurück

&bdquo;Ich habe das Skifahren ja nicht verlernt.“ Es ist dieser eine Satz, der nach sehr viel Trotz klingt, im Grunde aber Florian Schieders Einstellung genau widerspiegelt. Im folgenden Interview verrät der geborene Kämpfertyp, warum er schon bald wieder mit den besten Abfahrern der Welt konkurrieren will. Aufgrund seiner langen Leidenszeit ist unsere erste Frage im Gespräch mit ihm förmlich vorgegeben.

Wie geht es Ihnen?

Florian Schieder: &bdquo;Mir geht es mittlerweile wieder gut. Der Alltag läuft bereits ohne Beschwerden, auch im Training kann ich umfangreich arbeiten. Sportlich befinde ich mich natürlich noch in der Aufbauphase.“

Ihre Leidenszeit hat vor fast 14 Monaten bei der Ski-WM in Cortina begonnen. Damals konnten Ihre Schreie nach einem Sturz selbst die Fernsehzuschauer hören. Wie oft denken Sie noch an diesen Tag zurück? &bdquo;Daran verschwende ich keinen einzigen Gedanken, das ist Schnee von gestern. Was hilft es mir, mir die Szene immer wieder ins Gedächtnis zu rufen? Dafür bin ich viel zu pragmatisch.“

Was ist seit dem Sturz geschehen? &bdquo;Anfangs ist man 'nur' von einem Kreuzbandriss ausgegangen, doch 2 Monate später wurde auch ein Knorpelschaden diagnostiziert. Ich musste nochmal unters Messer. Da die folgende konservative Behandlung bei ersten Belastungstests auf Skiern nicht den erhofften Erfolg brachte, folgte ein dritter operativer Eingriff Mitte Oktober. Im Anschluss ging es zur Reha nach Innsbruck, ehe ich nach dem Jahreswechsel mit der Physiotherapie in Klausen begonnen habe.“

Haben Sie bleibende Schäden davongetragen? &bdquo;Im Grunde ist mein Knie wieder in Ordnung. Da der Meniskus beim Sturz allerdings vollständig zersplittert wurde, musste man mir diesen entfernen. Dadurch wird die Abnutzung des Knorpelgewebes höher bleiben, als früher. Das heißt, dass ich fortan die Belastung auf Skiern etwas drosseln muss und meine Trainingsfahrten gezielter wählen werde, frei nach der Devise: Mehr Qualität, weniger Quantität.“

Haben Sie an ein Karriereende gedacht? &bdquo;Nein, das war absolut nie ein Thema! Zwar mag manch einer gedacht haben, der lässt es jetzt, doch ich war mir immer bewusst, dass die Rückkehr für mich mit einem ausgeheilten Knie absolut machbar ist.“

„Irgendwann habe ich dann den Fernseher aber nicht mehr angemacht.“ Florian Schieder

Wie weit haben Sie sich vergangenen Winter vom Geschehen im Ski-Weltcup entfernt? &bdquo;Ich habe meine Teamkollegen während der Weltcup-Tage in Gröden an einem Abend besucht, außerdem habe ich mit den Trainern immer mal wieder per Telefon die Rennen analysiert. Irgendwann habe ich dann den Fernseher aber nicht mehr angemacht, weil es gegen Ende raus schon schwierig wurde.“

Wie meinen Sie das?

&bdquo;Ich bin nicht jemand, der sich mental runterziehen lässt, auch brauche ich in schwierigen Momenten kein Mitleid aus meinem Umfeld. Hart wurde es allerdings, als ich bei den letzten Rennen gesehen haben, wie Fahrer aus dem hinteren Feld plötzlich Spitzenergebnisse einfuhren. Diese Athleten waren vergangene Saison noch deutlich langsamer als ich. Da wird man dann schon etwas nachdenklich.“

Wie haben Sie sich dann abgelenkt? &bdquo;Das war gar nicht so einfach, besonders an Wochenenden nicht. Während meine Freunde sich nämlich auf der Skipiste vergnügten, saß ich häufig daheim rum. Nächsten Winter werde ich ihnen aber wieder einen ordentlichen Grund liefern, die Sonntage vor dem Fernseher zu verbringen anstatt auf der Piste.“ (lacht)

Wird es schwierig, sich wieder ins Team zu kämpfen? &bdquo;Von hinten rücken einige interessante, junge Fahrer nach. Da dürfte bald ein richtiger Konkurrenzkampf entstehen. Wenn meine körperliche Verfassung passt, bin ich mir aber ganz sicher, dass ich den Anschluss finden werden. Ich habe das Skifahren ja nicht innerhalb eines Jahres verlernt.“

Wie bewerteten Sie die zurückliegende Weltcupsaison?

&bdquo;Aleksander Aamodt Kilde hat mich beeindruckt, er fuhr wie eine Maschine auf Skiern. Für meine Teamkollegen war es eine schwierige Saison. Ich denke aber schon, dass Kaliber wie Dominik Paris, nächste Saison wieder dauerhaft vorne mitmischen werden. Zudem geben die Jungen Grund zur Hoffnung.“

Was steht die nächsten Wochen bei Ihnen an?

&bdquo;Bis Anfang Mai werde ich das Trainingspensum kontinuierlich hochfahren. Dann geht es in den Urlaub nach Apulien, den habe ich fest eingeplant. Im Anschluss wird zuhause am Hof Heu gemacht, da kann ich nicht mehr weg (lacht). Ende Mai dürften dann die Nationalteams bekanntgegeben werden, ab da will ich wieder Vollgas geben!“

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