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Ragnhild Mowinckel wurde in Sölden disqualifiziert. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

Fluorwachs-Verbot verunsichert die Wintersport-Szene

In Sölden wurde die Norwegerin Ragnhild Mowinckel aus der Wertung genommen, nachdem an ihren Skiern Spuren des verbotenen Elements Fluorwachs festgestellt worden waren. Die Zweifler rechnen nun damit, dass dieser Ausschluss kein Einzelfall bleiben wird.

Fis-Generalsekretär Michel Vion hatte noch erklärt, man wolle keine Disqualifikationen. Nur 24 Stunden nach seiner Ankündigung er wischte es Mowinckel, die ihre Unschuld beteuerte.


Fluor, das unter Normalbedingungen als Gas auftritt, ist extrem wasserabweisend und kann daher für einen Geschwindigkeitsvorteil sorgen. Es droht eine Material-Schlacht, denn trotz des Verbots könnte das Halogen in minimaler Menge eingesetzt werden. Karlheinz Waibel, Bundestrainer Wissenschaft beim Deutschen Skiverband, warnte in der Mediengruppe Münchner Merkur/tz sogar vor einer „Betrugskultur wie im Radsport der 90er-Jahre“.

Grenzen werden ausgereizt

Die Fis hat den Grenzwert kurz vor dem Start der Saison in Österreich angehoben, „um einen reibungslosen Ablauf der Tests zu Beginn der Saison zu gewährleisten und um jegliche Spekulationen über eine mögliche Kontamination des Skis auszuschließen“, hieß es. In einer Sportart, bei der Winzigkeiten entscheiden, erhöht selbst der geringe Einsatz von Fluor die Erfolgsaussichten. Was bleibt, ist ein gefährliches Spiel. Sportler und Service-Leute könnten dazu verleitet werden, die Grenze auszureizen.
„Was jetzt passiert, kostet sehr viel Geld“ Deutschlands Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder

Die Fis setzte das Verbot durch, da Fluor schädlich für die Umwelt ist und als krebserregend gilt. Deutschlands Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder stellt dagegen den finanziellen Aspekt in den Vordergrund. „Aus unserer Einschätzung waren die Fluor-Präparate eine einfache Möglichkeit für kleinere Nationen, um große Unterschiede auszugleichen. Was jetzt passiert, kostet sehr viel Geld“, sagt Schlickenrieder.

Nach seinen Angaben kosten die Messgeräte 40 000 Euro. Als besonders verlässlich gelten sie nicht. „Unsere Messungen haben ergeben, dass nicht-fluorierte Ski beim Messsystem zufällig anschlagen können“, sagte Michael Gufler, Bereichsleiter Technologie im Österreichischen Skiverband, der Nachrichtenagentur APA. Ein an die Fis verschickter Fragebogen sei laut Gufler „nicht zufriedenstellend“ beantwortet worden.

Lara Gut-Behrami will die Grenzen nicht austesten. © ANSA / GIAN EHRENZELLER


Auch das sorgt für Zwietracht unter den Athleten. „Fahre ich eine gute Abfahrt, verliere aber eine halbe Sekunde, was soll der Servicemann dann sagen? Ich habe nicht beschissen, aber vielleicht haben es andere getan?“, sagte Olympiasiegerin Lara Gut-Behrami der Schweizer Tageszeitung Blick. „Ich werde nicht zu meinem Servicemann gehen und sagen: “Versuch es!„“ Der österreichische Weltklasse-Abfahrer Vincent Kriechmayr teilt die Bedenken nicht. „Wenn jemand Fluor verwenden würde, würde es dermaßen drastisch ausschlagen. Ich sehe da kein Problem“, sagte er.

Auch im Biathlon verboten

Im Biathlon wurde der Bann bereits im Herbst 2019 angekündigt, die Einführung aufgrund nicht ausreichender Testverfahren jedoch auf die Saison 2023/24 verschoben. Das eingesetzte Messgerät biete nun „zuverlässige Tests, um fluorfreie Biathlonwettbewerbe zu gewährleisten“, teilte der Weltverband IBU mit, der dadurch „die Integrität der Wettkämpfe und gleiche Wettbewerbsbedingungen“ gewährleisten möchte.

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