Badboy mit weichem Kern: So tickt Mike Halmo wirklich

Badboy ist in der Eishockeywelt ein weitverbreiteter Begriff. So wird einer bezeichnet, der bei den Gegnern aneckt. Einer, der schmutzig spielt. Einer, der die Checks auch gerne mal außerhalb des erlaubten Rahmens ansetzt. Mike Halmo wurde in den letzten Tagen immer wieder mit diesem Begriff in Verbindung gebracht.

Nach seinem Check gegen den Wiener Ali Wukovits, der seine Saison daraufhin beenden musste, wurde der HCB-Crack für vier Matches aus dem Verkehr gezogen und ist somit erst in Spiel 4 des Finales wieder einsatzberechtigt. Vom Sportgericht bekam der bald 30-Jährige heuer schon neun Spieltage Sperre aufgebrummt, im Ranking der bösen Buben steht Halmo mit 101 Strafminuten auf Rang zwei.

&bdquo;Es ist schon lustig: Ich wurde in diesem Jahr drei Mal gesperrt, in meinen zehn Jahren als Profi zuvor jedoch nur ein einziges Mal.“ Mike Halmo Ob er sich selbst als Badboy bezeichnet? &bdquo;Nein“, so der ehemalige NHL-Spieler, &bdquo;ich spiele hart, das schon. Aber das ist meine Rolle im Team.“ Im Gespräch mit Halmo sind dies die Momente, in denen seine Miene ernster und seine Aussagen mitunter etwas zähneknirschender werden. Die zwei Gesichter des Mike Halmo Über die Sperre selbst darf der Kanadier nicht sprechen, trotzdem ist der Frust, nicht mitspielen zu können, merklich herauszuhören. &bdquo;Es ist schon lustig: Ich wurde in diesem Jahr drei Mal gesperrt, in meinen zehn Jahren als Profi zuvor jedoch nur ein einziges Mal“, antwortet Halmo auf die Frage, was er den Kritikern seines harten Spiels entgegnen würde. &bdquo;Ich war mit meiner Spielweise immer erfolgreich, habe es dadurch in die NHL geschafft. Ich hatte eine gute Karriere. Dieses Jahr mit den Sperren ist frustrierend, es nervt mich, nicht mit dem Team spielen zu können.“

Mike Halmo erzielte heuer bisher 34 Scorerpunkte für die Foxes. © DLife

Für Halmo ist eines besonders wichtig: Was auf dem Eis passiert, ist eine Sache, was außerhalb geschieht, eine andere. &bdquo;Eishockeyspielen ist mein Job. Und bei der Arbeit hat man eine andere Persönlichkeit als in anderen Lebenssituationen, wie beispielsweise mit der Familie oder mit den Freunden“, sagt der Flügelstürmer aus Waterloo im Südosten Kanadas. Dazu passen auch die Beschreibungen einiger seiner Mitspieler und HCB-Vertrauten, die ihn außerhalb des Spielfeldes in erster Linie als herzensguten Menschen, gleichzeitig aber auch als den Kabinenclown schlechthin charakterisieren. &bdquo;Das ist zu 100 Prozent wahr“, muss Halmo schmunzeln, &bdquo;Ich habe einen sehr speziellen Humor, den zwar nicht alle verstehen, aber trotzdem viele lustig finden.“ Watten, Wandern und der Südtiroler Dialekt Während der Nordamerikaner auf dem Eis also gerne Mal die Grenzen auslotet, lässt er es im Privatleben ruhiger angehen. Das wird auch an seiner großen Leidenschaft erkennbar. &bdquo;Ich spiele für mein Leben gerne Gitarre“, so Halmo, der mit seinem Instrument am liebsten Songs wie jene der Lumineers nachspielt. Zudem ist der 29-Jährige ein großer Fußballfan. &bdquo;Wäre ich nicht Hockeyprofi, hätte ich es als Fußballer versucht. Mir gefällt die Premier League extrem gut“, ist der HCB-Stürmer begeistert. Er geht in der englischen Liga sogar dem bei uns als &bdquo;Fantacalcio“ bekannten Manager-Game mit Leidenschaft nach.

&bdquo;Mit Simon Pitschieler bin ich ein unschlagbares Watt-Duo.“ Mike Halmo Eine weitere Passion von Halmo ist das Wandern und Radfahren. &bdquo;Dafür ist Südtirol ideal. Hier gibt es so viele schöne neue Plätze zu entdecken“, schwärmt der Kanadier. Überhaupt ist der Wahl-Überetscher hierzulande schon etwas heimisch geworden. Er hatte bereits für einige Zeit eine Südtiroler Freundin, spricht ein klein wenig Dialekt (&bdquo;Die Jungs in der Kabine lernen es mir, aber es ist schon etwas tricky“) und beherrscht auch das Watten mit Bravour. &bdquo;Mit Simon Pitschieler bin ich ein unschlagbares Duo in der Mannschaft“, lacht der Eishockey-Profi. An der Seite mit den Stars in der NHL Wenn Halmo von Südtirol schwärmt, mag das etwas heißen. Bevor er nämlich im Sommer 2017 den Sprung über den großen Teich gewagt hat und zum ersten Mal im hiesigen Alpenland gelandet ist, hatte er in seiner Karriere schon einige Eishockey-Orte in Nordamerika gesehen. Vor allem die Station in New York 2013/14 hinterließ ihre Spuren: Im &bdquo;Big Apple“ absolvierte er für die Islanders seine 20 NHL-Spiele, wobei ihm ein Treffer gelang.

Mike Halmo (rechts) scheute auch in der NHL keinen Faustkampf: Hier duellierte er sich mit Blake Comeau. © GETTY IMAGES NORTH AMERICA / BRUCE BENNETT

In der besten Liga der Welt spielte Halmo auch mit wahren Eishockey-Größen wie John Tavares zusammen, der heute bei Toronto als einer der besten Center der NHL gilt. &bdquo;Die Einstellung solcher Spieler ist schlichtweg beeindruckend. Tavares, aber auch ein Sidney Crosby, hätten in ihrem Leben auch irgendwo Chefarzt werden können – einfach nur, weil sie diesen absoluten Willen haben, immer und überall der Beste zu sein“, zeigt sich der Bozner Crack begeistert.

In jener Zeit ist übrigens auch eine recht interessante Beschreibung zu Halmo entstanden. &bdquo;Er spielt ein lebhaftes und grobkörniges Spiel und zögert nicht, die Handschuhe fallen zu lassen“, wurde der Kanadier nach seinen ersten NHL-Einsätzen auf dem Portal &bdquo;Elite Prospects“ charakterisiert. Etwas &bdquo;Badboy“ gehörte zu Mike Halmo also immer schon dazu – genauso wie der weiche Kern, der ihn außerhalb des Eises kennzeichnet.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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