HC Pustertal: Jetzt spricht der neue Präsident

Im nachfolgenden Exklusivinterview spricht der neue Rudelführer der &bdquo;Wölfe“, Erich Falkensteiner, über die Herausforderung, die die ICE Hockey League (ICEHL) und die moderne Arena bringen werden, über die Mannschaft, die Ziele, das Budget und eine Eishockey-Akademie.

Was hat sie dazu bewogen, das Präsidentenamt beim HC Pustertal zu übernehmen?

Erich Falkensteiner: &bdquo;Zunächst hatte ich mich bei der Suche nach einem neuen Präsidenten gemeinsam mit meinem Vorgänger Robert Pohlin mit eingebracht. Es war nicht einfach, jemanden für dieses Amt zu begeistern. Eines Tages habe ich das neue Stadion betreten und kurz laut nachgedacht, dass man unbedingt etwas für den Verein, die Stadt und das ganze Tal tun muss. Als am nächsten Tag &bdquo;Helli“ Thaler angerufen und mir gesagt hat, dass er das Amt des Vizepräsidenten übernehmen würde, sofern ich bereit wäre, Präsident zu machen, habe ich zugesagt. Schließlich bin ich ein Südtiroler und im Herzen ein Pusterer. Ich habe einen sehr engagierten Verwaltungsrat vorgefunden und werde eine strategische, nicht operative Rolle einnehmen.“

Wie sehr sind Sie dem Eishockey verbunden? Seit wann verfolgen Sie die Spiele des HC Pustertal?

&bdquo;Ich liebe diesen Sport und bin seit 45 Jahren ein eingefleischter HCP-ler und Eishockey-Fan. Ich habe in all den Jahren sehr viel mit meinem Lieblingsverein leiden müssen und habe sehr viel gesehen und erlebt. So war ich unter anderem 1977 dabei, als der damalige EV Bruneck in Bozen mit 4:25 untergegangen war oder sich Trainer Frank Carnevale in der Saison 1993/94 in eine Rauferei mit den eigenen Fans verwickelt war. Trotzdem bin ich noch immer kein Eishockey-Fachmann. Auch weil ich nie selbst dem Puck hinterhergejagt bin. Sehr wohl war ich ein aktiver Fußball- und Tennisspieler. Ich habe kaum einmal ein Heimspiel im Rienzstadion verpasst und habe das Team sogar zu Auswärtsspielen begleitet. Auch Armin Helfer, der Schwager meines Bruders Andreas, hat immer wieder eine Rolle gespielt. Bei Familienfeiern hat sich selbstverständlich sehr viel um die &bdquo;Wölfe“ gedreht. Armin war in Bruneck über Jahre hinweg eine Leitfigur, die ich sehr schätze.“

Warum sind Sie gerade jetzt Präsident geworden?

&bdquo;Ich wurde bereits in Vergangenheit des Öfteren gefragt, ob ich nicht Präsident machen würde. Eigentlich bin ich schon verrückt, dass ich gerade jetzt dieses Amt angenommen habe, da es aufgrund der weltweiten Corona-Krise ein sehr ungünstiger und schwieriger Moment ist. Für mich ist es aber eine Herzensangelegenheit. Zudem haben die neue Arena und die neue Liga meine Entscheidung erleichtert.“

&bdquo;So wie wir die Segel jetzt setzen, so wird das Schiff in den kommenden Jahren auch laufen.“ Apropos neue Arena und neue Liga: Wie groß ist die Herausforderung?

&bdquo;Ich bin mir bewusst, auf was wir uns einlassen. Wir stehen vor einer riesengroßen Herausforderung. In den kommenden Wochen und Monaten warten unzählige Hausaufgaben auf uns. Vor allem die kommenden 4 Wochen werden sehr zeitintensiv und aufwändig sein: So wie wir die Segel jetzt setzen, so wird das Schiff in den kommenden Jahren auch laufen. Ich gebe in erster Linie die Vision und die Strategie vor.“

<a data-caption="Trafen sich am Mittwoch vor dem neuen Stadion in Bruneck: ICEHL-Geschäftsführer Christian Feichtinger und HCP-Präsident Erich Falkensteiner (von links). © kp" data-fancybox="inline-76118" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2021/04/trafen-sich-am-mittwoch-vor-dem-neuen-stadion-in-bruneck-icehl-geschaeftsfuehrer-christian-feichtinger-und-hcp-praesident-erich-falkensteiner-von-links.jpg"> Trafen sich am Mittwoch vor dem neuen Stadion in Bruneck: ICEHL-Geschäftsführer Christian Feichtinger und HCP-Präsident Erich Falkensteiner (von links). © kp

Was sind die ersten Schritte, die Sie jetzt setzen müssen oder wollen?

&bdquo;Im Vordergrund stehen jetzt die Ziele, Visionen und die Strategie. Wichtig sind natürlich auch die Struktur und Organisation des Vereins. Danach geht es um die Umsetzung.“

Die Bestätigung des Trainerstabes und der sportlichen Leitung haben bei einigen Fans für Unverständnis gesorgt und Kritik ausgelöst. Können Sie damit leben?

&bdquo;Auf jeden Fall. Ich schätze unsere Fans sehr und respektiere auch ihre Meinung. Ich würde mir aber wünschen, dass sie uns erst nach der Saison bewerten würden.“

Gibt es bereits Vorstellungen bezüglich der neuen Mannschaft?

&bdquo;Unser Ziel ist es, so viele einheimische Spieler wie möglich, im Kader zu haben. Neben einigen erfahrenen und gestandenen Spielern wollen wir vor allem jungen Talenten eine Chance geben. Bei der Suche nach neuen Spielern schauen wir nicht nur auf ihr sportliches Können, sondern auch auf ihre menschlichen und charakterlichen Eigenschaften. Mit Dorotea Mader aus Reischach, die über Jahre hinweg Personalleiterin von Lidl Deutschland war, haben wir eine Fachfrau für Personal ins Boot geholt, die uns bei der Auswahl der Spieler unterstützen wird.“

Wie viele Spieler von der letztjährigen Mannschaft wird man auch im kommenden Winter im Pusterer Trikot sehen?

&bdquo;Ich hoffe, so viele wie möglich. Unser Sportdirektor Patrick Bona hat mit allen Spielern der letzten Saison gesprochen und mir von einer positiven und euphorischen Stimmung berichtet. Der Großteil von ihnen würde die Herausforderung ICEHL annehmen.“

Mit wie vielen Gastarbeitern wird der HC Pustertal in die neue Saison starten?

&bdquo;Ich denke, dass wir rund 10 Transferkartenspieler im Kader haben werden. Neben Ausländern werden wir auch auf Doppelstaatsbürger zurückgreifen, wobei ich gespannt bin, wie die neue Italo-Regelung aussehen wird. Auch wenn ich nicht allzu viel vom Eishockey verstehe, werde ich mich für einen megastarken Torhüter und für zumindest 2 gestandene Verteidiger einsetzen.“

&bdquo;Ich habe einen Traum: Der HC Pustertal soll bei den Olympischen Spielen 2026 im eigenen Land die meisten Spieler der Nationalmannschaft von Italien stellen“. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Klub?

&bdquo;Wir wollen so gut es geht mitspielen. 20 Niederlagen in Folge wären nicht förderlich. Wir streben einen Platz zwischen 6 und 10 an. Schließlich hängt der wirtschaftliche Erfolg in erster Linie vom sportlichen Abschneiden ab. Auf längere Sicht habe ich einen Traum: Der HC Pustertal soll bei den Olympischen Spielen 2026 im eigenen Land die meisten Spieler der Nationalmannschaft von Italien stellen.“

Wer wird das Farmteam des HC Pustertal sein?

&bdquo;Wir stehen derzeit mit mehreren AlpsHL-Vereinen in Kontakt und werden sicherlich mit einem Klub eine Zusammenarbeit anstreben. Unser Ziel ist es, den einen oder anderen Spieler dort zu &bdquo;parken“ und umgekehrt den einen oder anderen Spieler in der ICEHL einzusetzen.“

Themenwechsel vom Sportlichen zum Finanziellen: Wie hoch ist das Budget Ihres Vereins?

&bdquo;Eines vorweg: Der HC Pustertal muss ein Unternehmen sein, dass Gewinn abwirft. Deshalb müssen die Einnahmen höher als die Ausgaben sein. Das Budget wird sich auf rund 2 Millionen Euro belaufen. Davon sind 60 Prozent für Personalspesen – also für Trainer und Spieler – vorgesehen und der Rest für anderweite Ausgaben. Den Großteil des Budgets möchten wir mit Sponsoreneinnahmen decken.“

Stichwort Sponsoren: Wird der HC Pustertal in der kommenden Saison einen Hauptsponsor haben?

&bdquo;Wir sind auf der Suche nach einem Hauptsponsor. Dessen Namen kann im Vereinsnamen dann auch aufscheinen. Zudem sind wir bestrebt, einen Namensgeber für die neue Arena an Land zu ziehen.“

Wird es Ihrer Meinung nach im Herbst Zuschauer in den Stadien geben?

&bdquo;Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Wir können nur hoffen, dass wieder Fans zugelassen werden. Ich wäre schon froh, wenn wir im September pro Spiel 1500 Zuschauer – also 50 Prozent des Fassungsvermögens – begrüßen könnten. Zur Sicherheit haben wir unser Budget vorerst ohne Zuschauereinnahmen verplant.“

&bdquo;Die Fans auf den 1200 Stehplätzen werden wahrscheinlich 14 Euro pro Spiel bezahlen.“ Aufgrund des herabgekommenen und vor allem kalten Rienzstadions war der HC Pustertal in Vergangenheit irgendwie gezwungen, die Eintrittspreise niedrig zu halten. Wie sehr werden die Ticketpreise ab der kommenden Saison steigen?

&bdquo;Wir werden die Preise so niedrig wie möglich halten. Die Fans auf den 1200 Stehplätzen werden wahrscheinlich 14 Euro pro Spiel bezahlen. Der Preis für einen Sitzplatz wird sich dagegen auf 25 bis 28 Euro belaufen. Schließlich benötigen wir in der Arena eine gute Stimmung und Atmosphäre. Ich halte es so wie der ehemalige Präsident des FC Bayern München, der einmal gesagt hat: &bdquo;Für die Stimmung im Stadion sorgen die Fans, das Geld muss aber im Business Club gemacht werden.“ Deshalb sind wir bemüht, durch VIP-Abos und die 5 VIP-Boxen zusätzliches Geld zu verdienen.“

Wie bewerten Sie das Niveau in der ICEHL?

&bdquo;Der Unterschied zwischen der AlpsHL und der ICEHL ist enorm. Wenn ich an die Finalspiele zwischen dem HCB Südtirol und dem Klagenfurter AC denke, dann muss ich sagen, dass es ein sehr gutes Niveau war. In meinen Augen ist es eine sehr gute Liga in Mitteleuropa. Das Niveau in Deutschland oder der Schweiz ist wahrscheinlich höher einzustufen. Die ICEHL ist vielleicht kein Mercedes, aber ein sehr guter VW.“

Der Nachwuchs ist in Südtirol ein großes Problem. Was denken Sie über eine Eishockey-Akademie?

&bdquo;Eine Akademie wäre sehr wichtig für den HCP und für mich persönlich eine Herzensangelegenheit. Mir schwebt unter anderem die Idee einer Sportschule mit Schwerpunkt Eishockey vor. Und damit einhergehend eine Art College. In meinen Augen ist die Betreuung und Förderung der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren das Um und Auf. Wir müssen dieser Altersgruppe Perspektiven geben und und mit ihr internationale Meisterschaften, wie die ICE Young Stars League oder die ICE Juniors League, bestreiten.“

Am Mittwoch haben Sie sich mit Christian Feichtinger, dem Geschäftsführer der ICEHL, getroffen. Um was ist es dabei gegangen?

&bdquo;Im Vordergrund stand unsere neue Arena. Der Geschäftsführer war schwer beeindruckt und kam aus dem Staunen nicht heraus. Ivo Pezzei hat in den vergangenen Jahren wirklich tolle Arbeit geleistet und bei der Planung nichts dem Zufall überlassen. Er hat uns ein echtes Schmuckkästchen hergestellt.“

Interview: Kurt Platter

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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