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Bozen spielte wie entfesselt. © Vanna Antonello

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Bozen spielte wie entfesselt. © Vanna Antonello

Blanker Wahnsinn: Bozens große Derby-Sternstunde

Ein solches Szenario hätte sich der HC Bozen wohl nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen können. Die Foxes feierten am Freitagabend im Derby gegen den HC Pustertal ein Schützenfest, das in die Annalen eingehen wird. In der rappelvollen Sparkasse Arena wurden die Wölfe zu Statisten.

Aus der Sparkasse Arena

Von:
Leo Holzknecht

Das 200. Derby zwischen Südtirols größten Eishockey-Vereinen zog einmal mehr das ganze Land in seinen Bann – und das, obwohl es sich „nur“ um ein Spiel im Grunddurchgang handelte. Doch so groß, wie an diesem Abend, war die Brisanz dieses ewigen Duells selten zuvor: Einerseits wollte der Spitzenreiter aus dem Pustertal seine Vormachtstellung untermauern, andererseits brannten die Füchse auf Revanche. Das erste Aufeinandertreffen vor drei Wochen hatten nämlich die Wölfe mit 5:3 gewonnen. Dieses Vorhaben setzten die Hausherren vor knapp 7.000 Fans dank einer Galavorstellung in die Tat um: Mit 9:1 (!) schossen Daniel Frank & Co. den Gegner aus der Halle.


Dass der Bozner Sieg solche Ausmaße annehmen würde, konnte nach 20 Minuten keiner erwarten: Die Mannschaften lieferten sich einen packenden Schlagabtausch, bei dem jeweils ein Tor pro Seite fiel. Was sich dann im zweiten Drittel abspielte, versetzte die Bozner Anhänger in Euphorie – und den hilflosen HCP in Schockstarre. Angeführt vom entfesselten Brad McClure schenkten die Bozner dem Gegner sage und schreibe sechs Treffer ein. Pustertals Fels in der Brandung, Torhüter Eddie Pasquale, wusste nicht, wie ihm geschah. Auch eine Auszeit von HCP-Coach Jason Jaspers tat dem wilden Bozner Treiben keinen Abbruch.


Dem Pusterer Goalie die Schuld an diesem Debakel zuzuweisen, wäre aber falsch. Pasquale, der nach dem zweiten Drittel für Jakob Rabanser Platz machte, wurde ein ums andere Mal von seinen Vorderleuten im Stich gelassen. Vielmehr wirkte sich das Fehlen von Abwehrchef Jonathon Blum sowie die Matchstrafe gegen Austin Osmanski nach nur zehn Minuten fatal auf das Defensivverhalten der Wölfe aus. Diese fielen spätestens nach dem 1:5 wie ein Kartenhaus in sich zusammen und servierten den Foxes zahlreiche Tore aufs Silbertablett.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Bozen nach der 3:5-Niederlage gegen den EC KAC vor 48 Stunden ein komplett anderes Gesicht an den Tag legte. Schnörkellose Angriffe, konsequentes Abwehrverhalten, der unbändige Wille – die Foxes überzeugten auf allen Fronten. Das Schlussresultat spiegelte schlussendlich auch die Kräfteverhältnisse auf dem Eis wider.

Die Höhepunkte

Die Arena bebtEtwas mehr als drei Minuten sind gespielt – und schon klingelt es. Nach Zuspiel von Pollock hält McClure einfach mal drauf und gibt Eddie Pasquale mit einer wahren Kanone das Nachsehen.
Resiliente PustererDie Wölfe kassieren den nächsten Rückschlag, denn Osmanski muss unter die Dusche. Doch die Gäste killen das fünfminütige Powerplay – und gleichen dann mit Purdeller aus: Frycklund bringt den Puck vors Tor, wo Rueschoff an Harvey hängen bleibt. Der Pusterer Youngster verwertet aber den Nachschuss.
Bozen dreht aufDie Füchse spielen sich im Mitteldrittel in einen Rausch: Zuerst rutscht Pasquale ein Gersich-Versuch unter den Schonern durch, ehe DiGiacinto gleich zweimal im Powerplay entscheidend abfälscht. Und dann hebt auch noch Gazley den Puck ins Kreuzeck.
Wer will noch, wer hat noch nicht?Pustertal hat den Widerstand eingestellt und kassiert drei weitere Tore: Matt Bradley verwertet einen Alleingang, dann trifft Bryce Misley in Unterzahl mit der Backhand, bevor McClure einen eklatanten Rabanser-Bock bestraft. Den Schlusspunkt setzt Schneider mit einem Sonntagschuss.

Nach fünf Siegen in Serie muss der HC Falkensteiner damit eine ganz bittere Pille schlucken. Der HCB Südtirol Alperia zeigte hingegen, welch großes Potenzial in der Mannschaft steckt. Mit dem Sieg verkleinerten die Foxes zudem den Rückstand auf die Wölfe auf drei Punkte. Schon in 48 Stunden, wenn das Heimspiel gegen die Graz 99ers ansteht, wollen sie an diese Leistung anschließen. Pustertal ist am Sonntag in der Intercable Arena gegen Fehervar auf Wiedergutmachung aus (18 Uhr).

HCB Südtirol Alperia – HC Pustertal 9:1

HCB: Harvey (Vallini); Gildon-Seed, Miglioranzi-Samuelsson, Valentine-Larcher; Pollock-Bradley-McClure, Frigo-Mantenuto-DiGiacinto, Schneider-Gersich-Gazley, Frank-Misley-Marchetti.
Coach: Kleinendorst

HCP: Pasquale (Rabanser); Lauridsen-DiTomaso, Glira-Osmanski, Zanatta-Nitz; Bowlby-Bardreau-Saracino, Ierullo-Ticar-Lipon, Rueschhoff-Frycklund-Purdeller, Deluca-Andergassen-Mantinger.
Coach: Jaspers

Tore: 1:0 McClure (3.19), 1:1 Purdeller (16.09),2:1 Gersich (26.42), 3:1 DiGiacinto (28.00), 4:1 DiGiacinto (31.51), 5:1 Gazley (33.51), 6:1 Bradley (36.32), 7:1 Misley (37.35), 8:1 McClure (46.52), 9:1 Schneider (56.46)

Zuschauer: 6738

ICE Hockey League:

Ferencvaros Budapest – Graz 99ers 3:4 n.V.
Tore: 1:0 Coulter (18.57), 1:1 Collins (22.29), 1:2 Haudum (40.19), 2:2 Toth (45.13), 3:2 Shaw (48.36), 3:3 Collins (39.50), 3:4 Hora (62.13)
Zuschauer: 1282

EC KAC – HC Innsbruck 5:1
Tore: 1:0 Preiml (15.40), 1:1 Owre (23.50), 2:1 Schwinger (25.55), 3:1 van Ee (37.55), 4:1 From (39.59), 5:1 Unterweger (58.06)
Zuschauer: 3766

EC Red Bull Salzburg – Olimpija Ljubljana 1:2
Tore: 0:1 Gregorc (9.45), 1:1 Thomas Raffl (50.34), 1:2 Boychuck (53.06)
Zuschauer: 2635

Black Wings Linz – Vienna Capitals 4:1
Tore: 0:1 Gregoire (9.59), 1:1 Knott (12.38), 2:1 Knott (31.45), 3:1 Pusnik (33.22), 4:1 Roe (34.43)
Zuschauer: 4273

Die Tabelle

SPGUVTVP
1. Olimpija Ljubljana15120375:4233
2. HC Pustertal15110452:3932
3. HCB Südtirol14100457:3229
4. EC Klagenfurt14100444:3328
5. Graz99ers1580751:3827
6. EC Salzburg1680847:4025
7. EC Villach1470747:4622
8. Vienna Capitals1460842:5018
9. Ferencvárosi15501046:5418
10. Linz1460846:4716
11. Fehérvár1450928:5016
12. HC Innsbruck15401134:6711
13. Vorarlberg15301228:5910

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