
Daniel Frank und Co. verließen das Eis zuletzt immer wieder gesenkten Hauptes. © Vanna Antonello
Daniel Frank warnt seine Bozner: „Ich höre Alarmglocken“
Der HC Bozen taumelt seit Wochen durch die ICE Hockey League – jetzt spricht der Kapitän! Daniel Frank nimmt sich die Foxes mit deutlichen Worten zur Brust, zugleich richtet er den Finger aber auch auf sich selbst. Hier berichtet er den Lesern von lauten Tönen in der Bozner Kabine.
25. November 2025

Von:
Alexander Foppa
Unterschiedlicher könnte die Stimmungslage in Südtirols großen Eishockey-Hochburgen nicht sein: Während der beflügelte HC Falkensteiner Pustertal am Mittwoch im Topspiel in Laibach um die Tabellenführung kämpft, ist die Lage beim HCB Südtirol Alperia äußerst angespannt.
Der Titelaspirant aus der Landeshauptstadt hat sich in den jüngsten sieben Spielen satte fünf Pleiten eingefangen. Somit ist klar: Der Auftritt am Mittwoch im Linz und die Heimpartien am Wochenende gegen Innsbruck und Wien sind Schicksalsspiele – nicht nur für Trainer Kurt Kleinendorst. Das weiß auch Daniel Frank, der sich und seine Mitspieler im folgenden Interview in die Pflicht nimmt.
Daniel Frank, müssen sich die Bozner Eishockeyfans Sorgen machen?
„In dieser Mannschaft steckt so viel Potenzial, dass ich mit Überzeugung sage: Wenn wir 60 Minuten lang an unsere Leistungsgrenze gehen, schlagen wir jeden Gegner. Soweit kann ich jeden beruhigen. Allerdings bin ich kein Träumer. Ich höre die Alarmglocken läuten. Wir sind in ein Loch gefallen. Da kommen wir nur raus, wenn sich jeder vor den Spiegel stellt und sich fragt, ob er gerade wirklich alles gibt. Jeder einzelne muss sich einen Ruck geben. Gelingt das, dann werden wir aus dieser Phase gestärkt hervorgehen. Dann mache ich mir um das Erreichen unserer Saisonziele auch keine Sorgen.“
„Jeder muss sich vor den Spiegel stellen und fragen, ob er wirklich alles gibt“ Daniel Frank
Sie sagen, jeder müsse sich fragen, ob er wirklich alles gibt. Haben Sie Zweifel?
„Jeder hier im Team will gewinnen, jeder gibt richtig Gas. Das steht außer Frage. Mit alles geben meine ich aber eben nicht nur aufs Eis zu gehen, um sechs Gegenspieler umzufahren und sich die Lunge aus dem Leib zu laufen. Es geht auch darum, die Vorgaben umzusetzen, bei jedem Shift voll fokussiert zu sein, einfache Dinge richtig zu machen, ein Spielsystem mitzutragen. Wenn jeder über 60 Minuten seinen Job einwandfrei machen würde, würden wir nicht so auseinanderfallen wie zuletzt.“
Richten Sie diese Kritik auch auf sich selbst?
„Ja, natürlich. Ich bin mit meinen Leistungen absolut nicht zufrieden. Ich muss – genauso wie all meine Teamkollegen – eine Schippe drauflegen.“
Sind Sie als Kapitän in den vergangenen Wochen auch mal laut geworden?
„Glauben Sie mir, ich bin nicht der einzige bei uns im Team, der in seiner Ansprache schon mal auf den Putz gehauen hat, der in der Kabine laut geworden ist. An Leadership mangelt es beim HC Bozen sicherlich nicht. Auf unsere Worte müssen jetzt aber auch Taten folgen.“
Daniel Frank kann als Kapitän auch mal laut werden.
Welche Schuld trägt der Trainer an den jüngsten Misserfolgen?
„So wie wir Spieler Fehler machen, liegt auch der Trainerstab manchmal daneben. So ist das im Mannschaftssport. Ich will hier jetzt auch nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen. Unsere Lage ist viel zu komplex, um sagen zu können, es liegt an einer Person oder an einem Defizit. Wir haben ganz viele kleine Baustellen, die es zu beheben gilt – und das gemeinsam!“
Glauben Sie, es benötigt Verstärkungen, damit Bozen wirklich oben mitspielen kann?
„Nein, im Grunde haben wir genug Qualität im Kader. Mark Barberio dürfte bald wieder zum Team stoßen, seine Qualitäten fehlen uns zurzeit. Die verletzten Dylan DiPerna und Pascal Brunner erfüllen auch wichtige Aufgaben. Die vielen Ausfälle sollen aber kein Alibi sein. Die fitten Spieler müssten eigentlich für sie in die Bresche springen.“
„Ich bin nicht der einzige im Team, der schon mal auf den Putz gehauen hat“ Daniel Frank
Hat das 9:1 im Derby gegen Pustertal vor einem Monat viele geblendet?
„Nein, das würde ich nicht sagen. Es war ein Spiel, in dem wir einfach gezeigt haben, was in uns steckt – wenngleich auch nicht über 60 Minuten. Es ist in dieser Saison bislang einfach so: Wir erledigen unseren Job nicht mit Konstanz. Auf ein gutes Drittel oder auf ein ganzes gutes Spiel folgt immer wieder ein Einbruch. Das müssen wir abstellen.“
Wie genau wollen Sie das abstellen?
„Mit Siegen! Schauen Sie, wir hatten am Sonntag in Graz die große Chance, einen fundamentalen Sieg zu landen. Wir haben ein richtig starkes Startdrittel gespielt, sind dann aber plötzlich wieder in alte Muster gefallen. Jetzt haben wir in Linz wieder so einen unangenehmen, extrem heimstarken Gegner vor der Brust. Gelingt es uns, dort einen Sieg einzufahren und dann gegen Innsbruck und Wien zuhause nachzulegen, könnte das der ersehnte Befreiungsschlag sein. Dann die Verunsicherung verschwinden und Selbstvertrauen zurückkehren.“
Die ICE-Spiele vom Mittwoch (19.15 Uhr):
Black Wings Linz - HC BozenOlimpija Ljubljana - HC Pustertal
HC Innsbruck - Klagenfurter AC
Vienna Capitals - Fehérvár AV
Pioneers Vorarlberg - Villacher SV
| SP | G | U | V | TV | P | |
|---|---|---|---|---|---|---|
| 1. HC Pustertal | 20 | 14 | 0 | 6 | 70:49 | 42 |
| 2. Olimpija Ljubljana | 21 | 14 | 0 | 7 | 94:65 | 40 |
| 3. EC Klagenfurt | 20 | 13 | 0 | 7 | 65:51 | 39 |
| 4. Graz99ers | 20 | 12 | 0 | 8 | 69:49 | 38 |
| 5. HCB Südtirol | 19 | 11 | 0 | 8 | 73:50 | 34 |
| 6. EC Villach | 19 | 11 | 0 | 8 | 64:55 | 34 |
| 7. EC Salzburg | 20 | 11 | 0 | 9 | 60:48 | 33 |
| 8. Ferencvárosi | 21 | 9 | 0 | 12 | 59:67 | 30 |
| 9. Linz | 20 | 10 | 0 | 10 | 63:64 | 27 |
| 10. Fehérvár | 21 | 9 | 0 | 12 | 43:66 | 27 |
| 11. Vienna Capitals | 19 | 7 | 0 | 12 | 50:64 | 21 |
| 12. HC Innsbruck | 21 | 6 | 0 | 15 | 51:90 | 15 |
| 13. Vorarlberg | 21 | 4 | 0 | 17 | 39:82 | 13 |
Profil bearbeiten
Sie müssen sich anmelden, um die Kommentarfunktion zu nutzen.



Kommentare (0)