
Ob sich Andreas Bernard nochmal die Eishockey-Ausrüstung anzieht, ist noch offen. © HCP/Florian Gasperi
„Dann höre ich auf“: Andy Bernard am Scheideweg
Sein Abgang war sang- und klanglos: Andreas Bernard hat den HC Pustertal vor wenigen Wochen durch die Hintertür verlassen. „In Bruneck läuft nicht alles optimal“, sagt er heute. Gerade beschäftigt er sich aber ohnehin mehr mit seinem eigenen Werdegang. Es gilt, eine wichtige Entscheidung zu fällen.
08. Mai 2025

Von:
Alexander Foppa
Andy Bernard steht am sportlichen Scheideweg, der in völlig unterschiedliche Richtungen führt. „Entweder ich finde einen Verein, der auf gutem Level spielt, damit ich mich für Olympia im kommenden Jahr empfehlen kann“, sagt der 34-jährige Torhüter, „oder ich beende meine Karriere. Das wäre die zweite Möglichkeit.“
Als ihn SportNews ans Telefon bekommt, um mit ihm über seine sportliche Zukunft zu sprechen, ist Bernard gerade in den Apfelwiesen seines elterlichen Bauernhofs zugange. Dort packt er in seiner eishockeyfreien Zeit mit an. Nebenher absolviert er ein Fernstudium im Wirtschaftszweig. „Ich möchte schon bald im Managementbereich arbeiten, vielleicht ja irgendwo im Eishockey“, verrät er. Doch wann erfolgt der Wechsel vom Eis hinter den Schreibtisch? Diese Frage stellt sich der Kalterer dieser Tage immer wieder selbst.
Option 1: Karriereende
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Bernard bereits diesen Sommer beruflich völlig neue Wege einschlägt. Seit fast zwei Jahrzehnten verdient er sein Geld im Eishockey. Zunächst in Südtirol, dann in Finnland, Deutschland, Ungarn, Schweden und Österreich, später in Bozen und Bruneck stand er zwischen den Pfosten.Andreas Bernard möchte unbedingt nochmal für Italien auflaufen. © AFP / PATRIK STOLLARZ
Knapp 500 Spiele hat Bernard als Profi bestritten, 36 davon für Italiens Nationalteam. Genau dorthin will er es wieder schaffen. „Ich will unbedingt bei Olympia 2026 in Mailand dabei sein. Dafür muss ich aber auf hohem Niveau regelmäßig gut spielen“, weiß Bernard. Mit ernstem Ton fügt er hinzu: „Finde ich keinen passenden Verein, dann war’s das mit Eishockey. Dann höre ich auf.“
Option 2: Das Ausland
Bernard würde es allerdings vorziehen, noch ein Jahr dranzuhängen – vorzugsweise mit einem Engagement im Ausland. „Das ließe sich auch mit meinem Studium gut kombinieren, im Sommer 2026 würde ich dann aufhören“, so der erfahrene Tormann. Sein Agent sondiert den Markt in Deutschland, dort könnte ihm ein Abenteuer in der DEL2 winken. „Ja, das wäre aktuell meine erste Wahl“, verrät er.Option 3: Die Alps Hockey League
Bernard dürfte es jedoch an Alternativen nicht mangeln, sollte ein Wechsel über den Brenner nicht klappen. In Sterzing wird er als möglicher Ersatz für den umworbenen Dominik Groh gehandelt, auch andere Klubs sollen loses Interesse haben. Allerdings bremst Bernard die Spekulationen: „Ich habe mit niemandem konkrete Gespräche geführt.“„Bruneck braucht Kontinuität. Sonst wird das nichts.“ Andreas Bernard
Fest steht: Das Kapitel ICE Hockey League hat sich mit dem Abschied vom HC Pustertal geschlossen. „Als ich von der Vertragsverlängerung von Eddie Pasquale gehört habe, war mir klar, dass für mich kein Platz mehr sein würde. Da ich vermutlich kaum gespielt hätte, ist diese Trennung für beide Seiten das Beste“, so Bernard, der gleichzeitig viel Positives aus Bruneck mitnimmt, in erster Linie „viele tolle Bekanntschaften“, die er in den zwei Jahren machen durfte.
Andreas Bernard ist einer, der auch mal laut seine Meinung sagt. © HC Pustertal/I. Foppa
Bernard ist bemüht, den Blick nach vorne zu richten, dennoch liegen ihm die Wölfe weiter am Herzen. Und hier stößt ihm etwas auf. „Vor einem Jahr ist man bewusst den Weg gegangen, auf Einheimische zu setzen. Den Fans hat das gefallen, sportlich waren wir im Soll. Mit Bedauern stelle ich fest, dass man nun von diesem Weg schon wieder abkommt.“
Dabei wäre für Bernard eines wichtig: „Kontinuität. Bruneck ist mit seinen Visionen für Eishockey-Italien so wichtig. Allerdings muss man als sportlicher Außenseiter beständig planen, dauerhaft kleine Schritte gehen. Sonst wird das nichts.“ Der Ex-Wolf wünscht dem HCP die nötige Geduld. Eine Geduld, die auch er in diesen Wochen an den Tag legen muss. „Am Ende wird alles gut“, so Bernard abschließend.
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