Das Derby zieht einen Onkel und seinen Neffen besonders in den Bann

Heute sind nicht nur Daniel Frank und Raphael Andergassen Rivalen auf dem Eis, sondern auch Reinhard Apollonio und Juri Steiner auf der jeweiligen Bank. Sie verbindet nicht nur derselbe Job, sie sind auch familiär gebunden: Schließlich ist Apollonio der Bruder der Mutter von Steiner und folglich der Onkel des 31-Jährigen, der seit dieser Saison hauptberuflich als Zeugwart beim HCP arbeitet.

Apollonio ist dagegen längst eine Institution auf diesem Gebiet. Schließlich hat er vor gut 30 Jahren als Zeugwart begonnen. &bdquo;Als mein Sohn Manuel beim HC Brixen in der U8 gespielt hat, wurde ich gefragt, ob ich der Mannschaft als Betreuer oder besser als Zeugwart helfen könnte“, blickt der Brixner, der in Waidbruck aufgewachsen ist, auf die Anfänge zurück. Rund 10 Jahre lang kümmerte er sich um die Ausrüstung des Brixner Nachwuchses und begleitete nebenbei die Südtiroler Landesauswahl als Zeugwart zu den verschiedensten Turnieren. Juri Steiner bei der Waschmaschine des HC Pustertals.

Danach folgten 10 Jahre bei den verschiedenen Nachwuchsauswahlen und bei der Frauen-Nationalmannschaft von Italien. &bdquo;Das habe ich alles nebenbei gemacht“, erinnert sich Apollonio, der hauptberuflich bei der Eisenbahn arbeitete und im Mai 2012 in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist.

&bdquo;Wenige Monate nach meiner Pensionierung hat mich Peter Hochkofler gefragt, ob ich bereit wäre, als Zeugwart nach Salzburg zu wechseln. Ich habe dem Interesse aus der Mozartstadt zunächst wenig Bedeutung beigemessen. Helmut Schlögl, der damals noch für den Salzburger Nachwuchs verantwortlich war, meinte es aber ernst“, erinnert sich Apollonio, der sich zuerst ein Jahr für die Salzburger U18-Mannschaft und danach 2 Jahre lang für die U21-Mannschaft, die in der russischen MHL mitspielte, kümmerte. „In Salzburg gab es alles und mehr, in Bozen nichts und weniger.“ Reinhard Apollonio Als im März 2015 der langjährige Zeugwart des HCB, Lino Trinetti, verstorben ist, wurde Apollonio vom Bozner Verein kontaktiert. &bdquo;Im Herbst desselben Jahres habe ich dort mit mulmigen Gefühlen begonnen. Schließlich kam ich vom Regen in die Traufe: In Salzburg gab es alles und mehr, in Bozen nichts und weniger. Mittlerweile stehen wir aber sehr gut da und müssen den Vergleich mit niemandem scheuen“, sagt der 64-Jährige voller Stolz, der soeben in seine 8. Saison beim HCB gestartet ist.

&bdquo;Reini“ ist bei den Spielern sehr gefragt und auch beliebt. Schließlich sorgt er dafür, dass die Ausrüstung passt. &bdquo;Mein Aufgabenbereich ist vielfältig. Zum einen muss ich schauen, dass wir immer Material vorrätig haben. Zum anderen kümmere ich mich um die Wäsche der Spieler: Ich bediene die Waschmaschine und den Trockner und hänge danach die Trikots und Unterwäsche auf. Des Weiteren bin ich für Reparaturen der Ausrüstung zuständig: Egal ob es die einzelnen Schützer, der Helm oder die Schlittschuhe sind. Zudem muss ich ab und zu das Visier des Helms polieren“, erklärt Apollonio. Reinhard Apollonio ist ist bei den HCB-Cracks ein gefragter Mann. Hier verpasst er einem Schlittschuh einen neuen Schliff.

Die vielleicht wichtigste Aufgabe ist das Schleifen der Schlittschuhe. &bdquo;Das ist eine eigene Philosophie. Jeder Spieler bevorzugt seinen eigenen Schliff: Der eine mag sehr scharfe, der andere sehr flache und runde Kufen. Einige kommen vor jedem Spiel zu mir, andere nur alle heiligen Zeiten“, weiß der Bozner Zeugwart, der rund 2 Minuten für das Schleifen eines Schlittschuhs oder 4 Minuten pro Paar benötigt: &bdquo;Im Schnitt schleife ich am Tag 5 bis 6 Paare. Umgerechnet stehe ich täglich eine knappe halbe Stunde an der Schleifmaschine.“

Ein Spieler benötigt pro Saison zwischen ein und zwei Paar Schlittschuhe sowie 2 bis 3 Kufenpaare. &bdquo;Ich bin aber auch schon Spielern begegnet, die 3 und mehr Paare pro Saison verschlissen haben. Schlittschuhe sind kein billiger Spaß. Der Listenpreis liegt bei 1300 bis 1500 Euro. Die Vereine erhalten sie stark verbilligt. Ebenso wie die Schläger, die normalerweise zwischen 350 und 450 Euro kosten. Beim HCB benötigt jeder Spieler im Schnitt 10 Schläger pro Saison. Es gibt aber auch Cracks, die mehr als 20 Schläger in Anspruch nehmen“, erzählt Apollonio.

Bei den Heimspielen erhält Apollonio Unterstützung von Otmar Gamper und Alex Susat. &bdquo;Bei den Auswärtsspielen bin ich auf mich alleine gestellt. Ich habe dann immer die Schleifmaschine sowie einen Koffer mit Ersatzteilen und einen weiteren Koffer mit Kufen dabei. Während dem Spiel schlüpfe ich auf der Bank zusätzlich in die Rolle des Türöffners. Nach Spielende geht es darum, so schnell wie möglich die Trikots und Schläger einzupacken, damit die Mannschaft umgehend die Heimreise antreten kann. Dabei hilft mir zumeist unsere Physiotherapeutin Martina Soracreppa“, ist der Brixner froh.

Das Schlafen im Bus ist für ihn dagegen zumeist eine Plage: &bdquo;Manchmal schlafe ich ein paar Stunden, manchmal mache ich kein Auge zu.“ Nach den Auswärtsspielen schläft der Zeugwart sogar ab und zu in den Katakomben der Sparkasse Arena. So wie am Mittwoch nach der Rückkehr aus Graz: &bdquo;Bis ich die Wäsche gemacht und alles aufgeräumt hatte, war es bereits 3 Uhr in der Früh. Weil am Donnerstagvormittag Training war, zahlte es sich nicht aus, nach Brixen zu fahren, um nach wenigen Stunden in Bozen wieder die Kabine aufzusperren.“

Der Zeugwart sowie der gesamte Betreuerstab müssen ein gutes Verhältnis zum Trainer haben; das Klima muss passen. Zu einem Trainer hat Apollonio in all den Jahren ein persönliches Verhältnis aufgebaut: &bdquo;Kai Suikkanen war der beste, dem ich je begegnet bin. Er war stets cool und ruhig und hatte einen ausgezeichneten Umgang mit den Spielern und auch mit uns. Es war einfach traumhaft, mit ihm zusammen zu arbeiten.“ Juri Steiner hat wie sein Onkel in Brixen begonnen Als Apollonio den Weg des Zeugwarts eingeschlagen hat, ist dessen Neffe Juri Steiner auf die Welt gekommen. Genauso wie sein Onkel hat auch er beim HC Brixen erstmals als Zeugwart gearbeitet. Das war in der Saison 2017/18. Zuvor hat der 30-Jährige selbst Eishockey gespielt. &bdquo;Bis zu meinem 13. Lebensjahr war ich Verteidiger. Danach habe ich meine Karriere vorerst beendet, ehe ich zuerst bei der Freizeitmannschaft HC Brixen Tigers und danach bei Freienfeld in der Tiroler Landesliga bis 2013 als Torhüter ausgeholfen habe“, erinnert sich Steiner, der auch beim HC Brixen in der IHL für einige Zeit Backup war, an seine aktive Zeit.

Auch sein um 6 Jahre älterer Bruder Simon Steiner ist der Hartgummischeibe nachgejagt und arbeitet jetzt als Nachwuchstrainer bei Kaufbeuren. &bdquo;Er war es, der mich angespornt hat, den Beruf des Zeugwarts und in erster Linie das Schlittschuhschleifen zu erlernen“, versichert Juri Steiner, der bei seinem Onkel in Bozen in die Lehre gegangen ist. Juri Steiner beim Befüllen der Getränkeflaschen.

&bdquo;Zunächst war ich bei einigen Spielen in Bozen dabei und konnte mir ein Bild machen, was man als Zeugwart alles tun muss. Im August 2019 durfte ich dann mit zum Trainingslager des HCB nach Corvara. Ich wusste, wie man Schlittschuhe schleift und habe es dort dann perfektioniert. Reini hat mir gleich nach der Ankunft 2 Kufen in die Hände gedrückt und war mit meiner Arbeit zufrieden. Danach habe ich die ganze Woche die Schlittschuhe der Spieler geschliffen“, schmunzelt der Pusterer Zeugwart nicht ohne Stolz. Und Onkel Reinhard fügt hinzu: &bdquo;Juri hat wirklich ein gutes Händchen dafür. Er ist nicht schlechter als ich.“

Steiners Aufgabenbereich umfasst aber nicht nur das Schlittschuhschleifen. &bdquo;Hinzu kommen die üblichen Dinge wie Wäsche waschen, Ausrüstung reparieren und viel nähen. Das Nähen habe ich von meiner Mutter gelernt. Noch nähe ich mit der Hand. Irgendwann werde ich mir schon eine Nähmaschine zulegen. Die Naht muss nicht schön ausschauen, sondern nur halten“, sagt der gelernte Maschinenbauschlosser, der 11 Jahre lang bei einem Brixner Unternehmen gearbeitet hat, ehe er im heurigen August gekündigt und das Angebot des HC Pustertal angenommen hat. „Ich bin auf diesem Gebiet noch sehr grün hinter den Ohren.“ Juri Steiner Sein Arbeitstag in der Intercable Arena beginnt in der Regel zwischen 7 und 7.30 Uhr und endet zumeist um 13 Uhr. &bdquo;Am Nachmittag arbeiten dann Heini Degilia, Paul Seeber, Klaus Rieder und Martin Leitner weiter. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Schließlich würde ich es alleine nicht schaffen. Zudem kann ich von ihnen sehr viel lernen. Ebenso wie von anderen Betreuern. Ich bin auf diesem Gebiet noch sehr grün hinter den Ohren. Ich möchte aber nicht stehen bleiben, sondern mich weiterbilden. Schließlich gefällt mir die Arbeit ausgezeichnet. Ich bin auf dem richtigen Weg, obwohl ich nicht weiß, wo dieser hinführt,“ erklärt der Perfektionist, der ein gutes Verhältnis zu den Pusterer Spielern pflegt und mit seinem Onkel in regem Kontakt steht.

Heute Abend ist es aber für gut 2 Stunden aus mit der Freundschaft. Schließlich wollen beide mit ihren Teams das 188. Derby gewinnen und sind zuversichtlich. &bdquo;Der HC Pustertal ist nicht schlecht, aber wir sind besser. Wenn wir so spielen, wie wir es können, dann gewinnen wir. Ich tippe auf einen Bozner 4:2-Sieg“, tönt Apollonio. Steiner kontert: &bdquo;Das werden wir zu verhindern wissen. Wir gewinnen mit einem Tor Unterschied. Ich tippe auf ein 3:2.“

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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