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Glen Hanlon im Gespräch mit den SportNews-Redakteuren. © det

Fischen, campen und seine neue Art: Glen Hanlon ganz privat

Bei den Spielern ist er beliebt wie kein anderer, von den Fans wird er als Heilsbringer gepriesen. Die Rede ist von Glen Hanlon, der Erfolgstrainer der Foxes. Doch wer ist dieser Mann an der Bozner Bande, der vielen so einzigartig erscheint? Wir sind dieser Frage in einem offenen, ehrlichen Gespräch mit ihm nachgegangen.

Von:
Alexander Foppa

Glen Hanlon war früher als Torhüter ein NHL-Star, später hat er die Schweizer Nationalmannschaft trainiert und in den besten Ligen der Welt gearbeitet. Seit anderthalb Jahren widmet er sein Augenmerk dem HC Bozen – allerdings mit einer Unterbrechung. Über diese Auszeit, anstehenden Familienbesuch aus Kanada und einen ganz besonderen Bozner Freund hat er mit SportNews vor seiner Abreise zum Ligaspiel nach Klagenfurt gesprochen. Zu Beginn dieses Interviews streute er allerdings ausgerechnet Bozens großem Erzrivalen, dem HC Pustertal, Rosen.



Herr Hanlon, blicken wir zunächst kurz zurück: War der Sieg in Bruneck der bislang schönste in dieser Saison?

„Ja, das kann ich so stehen lassen. Wir haben über 60 Minuten sehr gut gespielt, es war ein emotionaler Sieg für die Fans und für die Spieler. Und es war ein Sieg gegen einen großen Gegner: Pustertal ist ein Top-Team.“


Woran machen Sie das fest?

„An den Special Teams. Die Brunecker haben sowohl im Über- als auch im Unterzahlspiel den besten Wert der Liga, das ist ein Indiz für ein gut aufgestelltes Team. Sie haben – wohl aufgrund von Verletzungen – nicht die nötige Konstanz, doch ich bin mir sicher, dass den Fans im Pustertal das Beste noch bevorsteht.“


Sprechen wir über Ihr Team: Wie haben Sie beim HC Bozen die Kehrtwende geschafft?

„Darüber denke ich viel nach, aber ich kann es selbst nicht sagen. Es war wohl in erster Linie ein mentaler Aspekt. Es hat einfach klick gemacht. Mit den ersten Erfolgen ging der Motor Schritt für Schritt auf Touren.“


Ist Ihr Kader noch besser als jener in der vergangenen Saison?

„Letztes Jahr haben die ersten beiden Linie mehr gepunktet, jetzt sind wir dafür ausgeglichener bestückt. Wir haben vier Starke Blöcke und können uns auch vermehrt auf Tore aus den hinteren Reihen, wie jene von Mantenuto, Frigo oder Miceli, verlassen. Ähnliches gilt für die Defensive, wo wir drei feste, ausgeglichene Abwehrpaare aufstellen. Es tragen einfach mehr Spieler zum Erfolg bei als in Vergangenheit.“


Ihr Vorgänger Niklas Sundblad gilt als „harter Hund“, der seine Spieler viel schwitzen hat lassen. Werden Sie von seiner Arbeit profitieren?

„Unsere Herangehensweise unterscheidet sich grundlegend. Sundblad hat mehr auf Laufeinheiten und Konditionsübungen gesetzt, ich dagegen versuche, das Skating ins Training zu integrieren. Das sind verschieden Ansätze, die beide erfolgreich sein können. Die Spieler haben mir jedenfalls vom harten Vorbereitungsprogramm erzählt. Ich denke schon, das uns das in den nächsten Wochen und Monaten noch zugute kommen wird.“

„Ich spreche viel mit den Spielern. Das war früher anders.“ Hanlon über seine Veränderung


Sie haben SportNews kurz nach ihrem Amtsantritt im Sommer 2022 ein langes Interview gegeben. Inwieweit hat sich Glen Hanlon seitdem als Persönlichkeit und als Trainer verändert?

„Ein großer Wandel hat vor meinem Wechsel nach Bozen stattgefunden. Ich habe mich im Zwischenmenschlichen weiterentwickelt, habe meine Kommunikation verbessert. Das liegt auch daran, dass zuvor in Znojmo weniger Englisch sprechende Spieler im Kader standen, hier in Bozen ist das alles einfacher. Heute bin ich offener, rede viel mit den Spielern, scherze und diskutiere mit ihnen. Das war früher etwas anders. Auch auf dem Eis mache ich jetzt einige Dinge anders als noch vor anderthalb Jahren.“



Was machen Sie genau anders als früher?

„Grundsätzlich muss ich sagen: Ich bin und bleibe ein Liebhaber des gepflegten Defensivspiels. Das habe ich meinen Jungs klar gesagt und dafür schäme ich mich auch nicht. Willst du erfolgreich sein, darf hinten nichts anbrennen. Das ist im Football, Basketball oder Fußball nicht anders. Salzburg hat das letzte Saison eindrucksvoll vorgeführt. Meine Spielausrichtung bleibt also die selbe. Abgesehen davon versuche ich, an kleinen Schrauben zu drehen. Die Spieler am Eis etwas anders zu positionieren, das Spiel an der Bande zu verbessern und Checks und Blocks in passenderen Momenten einzusetzen.“

Wenn Glen Hanlon spricht, hören die Spieler ganz genau hin. © det



Den Sommer über gab es viele Spekulationen über Ihr Fernbleiben. Was waren die wirklichen Gründe, weshalb Sie sich in Richtung Kanada verabschiedet haben?

„Es war schlicht und einfach an der Zeit, der Familie zum ersten Mal in meinem Leben den Vorrang gegenüber dem Eishockey zu geben. Mein Sohn hat Ende September promoviert, da wollte ich unbedingt dabei sein. Zudem gab es noch weitere wichtige private Ereignisse und Verpflichtungen, die mich daran gehindert hätten, zur Saisonvorbereitung nach Europa zu reisen. Ich fand diese Entscheidung richtig und hatte sie bereits zum Ende der vergangenen Saison mitgeteilt.“


Sind Sie nun mit Ihrer Familie in Südtirol?

„Nein, meine Frau ist in Kanada als Schulleiterin tätig, mein Sohn hat mittlerweile einen Vollzeit-Job. Das passt auch so. Meine Frau und ich hören uns aber täglich und ich freue mich schon sehr darauf, wenn sie mich in den Weihnachtsferien besuchen kommt. Mein Sohn möchte im Februar zum Skiurlaub nach Südtirol reisen. Es wäre toll, wenn das klappen würde.“


Was macht Glen Hanlon wenn er nicht gerade mit Eishockey beschäftigt ist?

„Oh mein Gott, die Tage, die ich nicht dieser wunderschönen Sportart widme, kann ich an einer Hand abzählen (lacht). Hier in Südtirol dreht sich effektiv alles um meinen Job. Ich fange früh morgens in der Halle an und arbeite dort bis am frühen Nachmittag, dann mache ich in der Regel noch ein bisschen Sport im Fitnessraum. Später geht’s nach Hause, wo ich am Sofa noch Videoanalysen betreibe oder mir andere Eishockeyspiele ansehe. An trainingsfreien Tagen bin ich in meinem Wohnort Eppan viel zu Fuß unterwegs. Ich führe ein ganz einfaches Leben, auch zuhause in Kanada. Ich war diesen Sommer mit Freunden campen, war mit meinem Sohn zwei Mal mehrere Tage zum Fischen weg. Das war’s dann auch schon.“

„In Bozen haben Primadonnas keinen Platz!“ Hanlon über die Kaderzusammenstellung


Hatten Sie während ihrer „Auszeit“ Kontakt nach Bozen?

„Ehrlich gesagt habe ich hier noch nicht viele enge Freundschaften geknüpft. Natürlich hört man den einen oder anderen, reger Austausch fand aber in erster Linie mit Personen aus dem Vereinsumfeld statt. Mit Fabio (Co-Trainer Fabio Armani, Anm.d.R.) habe ich viel telefoniert, wir sind nicht nur Arbeitskollegen sondern mittlerweile auch richtig gute Freunde. Er ist für mich eine ganz wichtige Person. Franky (Daniel Frank, Anm.d.R.) hat nachgefragt, wie es mir geht. Auch mit anderen Spielern habe ich hier und da telefoniert oder geschrieben.“


Das zeigt die enge Bindung, die Sie zu den Spielern haben. Warum kommen Sie bei ihnen so gut an?

„Die Frage müssen Sie den Jungs stellen (schmunzelt). Ich kann nur so viel sagen: Herr Knoll und sein Team haben einfach die richtigen Spieler geholt. Als ich mit ihnen vor anderthalben Jahren an diesem Kader gearbeitet habe, hatte ich bei der Spielerwahl nur eine Bedingungen, nämlich dass sie als Charaktere zusammenpassen. Und das ist eingetreten. In Bozen haben Primadonnas keinen Platz! Hier zählt nur eines: Gewinnen. Und dem sportlichen Erfolg müssen sich alle unterordnen. Wir haben so viele Leader in unseren Reihen, ob das ein Scott Valentine, Daniel Frank, Mike Halmo oder Brad McClure ist. Sie formen das Team, die Jungen und neuen Spieler hören ihnen zu, fügen sich ein und übernehmen ihren Part. Da müssen wir Trainer gar nicht eingreifen.“


War Lucas Lessio eine Primadonna?

„Nein. Er war charakterlich vielleicht etwas anders, als die restlichen Spieler. Doch auch er hat sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt. Sein Abschied hatte sportliche Gründe. Sehen Sie: Wir haben mit Christian Thomas den wohl besten rechten Winger der Liga, wir haben Mike Halmo, Dustin Gazley und so weiter. Dann haben wir mit Tyler Sikura noch nachgerüstet, da war einfach wenig Platz. Lessio hatte ein Angebot von Krefeld vorliegen, wo er sich wohlgefühlt hat, wo ihn die Fans liebten. Da standen wir natürlich nicht im Weg.“


Sind Sie nach Bozen zurückgekommen, um hier einen Job zu Ende zu führen?

„Ich weiß, worauf Sie anspielen. Die Antwort lautet: nein. Die vergangene Saison war wie ein Märchen ohne happy End, doch sie ist passé. Wir sind heute hier, um eine neue Geschichte zu schreiben. Wir wollen siegen, wir wollen Titel holen, wir wollen Bozen wieder groß machen! Ob das klappt, werden wir sehen. Jedenfalls werden wir nicht nach hinten schauen.“



Die nächsten ICE-Termine der Südtiroler Teams:

Freitag, 8. Dezember
Graz 99ers - HC Pustertal (19.15 Uhr)
Klagenfurter AC - HC Bozen (19.15 Uhr)

Sonntag, 10. Dezember
HC Pustertal - Fehervar AV (16 Uhr)
HC Bozen - Black Wings Linz (18 Uhr)


SPGUVTVP
1. Salzburg25180779:5753
2. Fehervar26180896:7553
3. Linz261601090:5751
4. Klagenfurt251501088:5945
5. Villach251501087:7544
6. HCB Südtirol251501067:6041
7. HC Pustertal251301271:6641
8. Innsbruck241201266:6637
9. Olimpija Ljubljana251001568:8129
10. Vorarlberg26901778:9128
11. Vienna Capitals25801763:9324
12. Asiago Hockey24701756:9323
13. Graz99ers25701850:8620

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