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Patrick Bona, Sportdirektor des HC Pustertal. © det

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Patrick Bona, Sportdirektor des HC Pustertal. © det

Inside HC Pustertal: So entsteht das Wölfe-Team

Patrick Bona kennt den HC Falkensteiner Pustertal wie kaum ein anderer: Früher als Publikumsliebling auf dem Eis, heute als Architekt des Teams – und er zeigt, wie viel Aufwand wirklich dahinter steckt, um eine konkurrenzfähige ICE-Mannschaft ins Rennen zu schicken.

Thomas Debelyak

Von:
Thomas Debelyak

Sie sprinten auf dem Eis auf und ab, dass die Kufen nur so kratzen; sie donnern den Puck aufs Tor, dass das Netz nur so zittert; sie recken die Hanteln im Kraftraum in die Höhe, dass die Muskeln nur so brennen. Kurz gesagt: Die Pusterer Eishockeycracks schwitzen in der Intercable Arena gerade auf Hochtouren, denn die neue Saison rückt mit jedem Tag näher. Einer, der in dieser heißen Phase zumindest ein bisschen durchatmen kann, ist Patrick Bona. Der Sportdirektor des HC Pustertal hat seine Hausaufgaben nämlich schon hinter sich.


„Der erste Eindruck von unserem Team ist gut“, sagt Bona, als sich SportNews mit ihm in der Go-West-Bar der Intercable Arena trifft. Immer wieder blickt der 44-jährige Brixner durch die riesige Fensterwand hindurch, runter auf das eisige Oval des schmucken Stadions, wo die Pusterer Cracks langsam, aber sicher zum Training eintrudeln. „Wir haben heuer gute Typen in der Mannschaft, Männer mit Charakter und Einsatz. Darauf legten wir bei der Kaderzusammenstellung besonders viel Wert, denn vergangene Saison waren wir mit der Arbeitsethik des einen oder anderen Gastarbeiters nicht so zufrieden“, erklärt Bona.

Der HC Pustertal startet bald in die neue Saison.

Der HC Pustertal startet bald in die neue Saison.


Herausgekommen ist ein HC Pustertal, der auf dem Papier vielleicht so stark ist wie noch nie. Ausnahmegoalie Eddie Pasquale, NHL- und DEL-Veteran Jonathon Blum, Dänemarks WM-Held Markus Lauridsen, Sturm-Riese Austin Rueschhoff, Supertalent Tommy Purdeller – es tummeln sich einige große Kaliber im Kader der Wölfe. Euphorie und Vorfreude auf die neue Saison sind im Grünen Tal bei Verein und Fans enorm, der Abo-Rekord wurde schon jetzt gebrochen. Und auch Patrick Bona kann den Liga-Start am 12. September kaum erwarten. Für ihn wird sich dann zeigen: Hat die harte Arbeit der letzten Wochen und Monate Früchte getragen?
„Wenn es nicht läuft, hat man zwölf Monate durchgehend zu tun, sonst eben elfeinhalb.“ Patrick Bona

Als Sportdirektor ist Patrick Bona seit 2020 für die Kaderplanung verantwortlich. „Wenn es nicht läuft, hat man zwölf Monate durchgehend zu tun, sonst eben elfeinhalb“, schmunzelt der ehemalige Eishockeyspieler, dessen iPhone nur höchst selten mal für eine Stunde ruhig ist. Vor allem in den vergangenen Wochen klingelte das Telefon des 44-Jährigen quasi ununterbrochen. Wobei: „Eigentlich beginnt man schon im Oktober, November darüber nachzudenken, wie die Mannschaft für die neue Saison aussehen soll. So richtig los mit der Kaderplanung geht’s dann im Jänner.“

150 Namen und unzählige Stunden Video

Die größte Herausforderung dabei ist wie immer die Besetzung der Ausländer-Positionen – und das ist ein großer Haufen an Arbeit. „Wir haben heuer zehn neue Gastarbeiter geholt“, sagt Bona und blickt auf die Eisfläche. „Diese gingen aus einer Liste hervor, auf der anfangs rund 150 Namen standen.“ Scouting-Empfehlungen, Agenten-Angebote, Tipps von Kontakten oder eigene Ideen – so kann die Liste mit potenziellen Neuzugängen schnell voll werden. „Wir beschäftigen uns bis ins tiefste Detail mit diesen Spielern, holen uns von diversen Quellen Informationen ein, sprechen uns mit dem Trainer ab und sichten Videomaterial. Viel Videomaterial. Im Schnitt sieben, acht, neun Stunden pro Akteur. Erst danach kommt der Punkt, an dem verhandelt wird“, beschreibt Bona den Prozess.

Sportdirektor Patrick Bona. © det

Sportdirektor Patrick Bona. © det


Obwohl Pustertal das Budget heuer (auch dank des neuen Namenssponsors Falkensteiner) aufgestockt hat, spielen andere Vereine finanziell in anderen Ligen. Deshalb muss Sportdirektor Bona oft kreativ werden, um Spieler an Land zu ziehen. „Einen Jon Blum etwa haben wir heuer mit seiner Familie über ein Wochenende ins Pustertal eingeladen und ihm das Projekt hier schmackhaft gemacht“, erklärt Bona. Ein solcher Transferkracher macht natürlich stolz, doch nicht immer gibt’s ein derartiges Happy End. „Manchmal hat man den vermeintlich perfekten Spieler gefunden, die Harmonie stimmt, das Finanzielle auch – doch dann spielt die Familie nicht mit. So etwas kann ernüchternd sein, gehört aber auch dazu.“
„Unfair finde ich es, wenn es persönlich wird.“ Patrick Bona

Bona ist im Pustertal eine Kultfigur, was zu einem großen Teil seiner Spielerkarriere geschuldet ist. Mehr als 700 Partien absolvierte der Stürmer für die Wölfe und erzielte dabei fast 500 Punkte. 2020 wechselte er hinter den Schreibtisch und wurde zum Sportdirektor der Wölfe. „Ich bin damals ins kalte Wasser geworfen worden, aber es ist ein Job, der mir taugt“, so der 44-Jährige. Bona bekommt aber auch die Schattenseiten zu spüren, denn das Pusterer Publikum kann kritisch sein – und dann steht der Sportdirektor oft als Erster in der Schusslinie. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich die Kritik nicht belastet. Für sachliche Gespräche bin ich immer offen, unfair finde ich es aber, wenn es persönlich wird“, so Bona.

Sportdirektor und Immobilienunternehmer

Neben seiner Tätigkeit als Sportdirektor arbeitet Bona übrigens auch noch im familieneigenen Immobilienunternehmen, das in Brixen und am Gardasee aktiv ist. Bleibt da überhaupt noch Zeit für die Familie, sprich seine Lebensgefährtin und die dreijährige Tochter? „Ich versuche, jede freie Minute bei ihnen zu sein. Aber natürlich klingelt das Telefon zu Hause auch oft“, schmunzelt der Sportchef. Auch aus diesem Grund lässt sich Bonas Wunsch für die kommende Saison besser nachvollziehen. „Wir hatten in den vergangenen Jahren in jeder Saison unsere Turbulenzen. Es wäre schön, mal eine konstante Spielzeit hinzulegen. Dann muss ich nicht immer so auf Nadeln sein“, sagt Bona, bevor er sich verabschiedet und sich im Bauch der Intercable Arena wieder an die Arbeit macht. Die Saison kann kommen!

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