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Peter Spornberger zu Besuch bei SportNews in Bozen. © Thomas Debelyak

Peter Spornberger zwischen Kritik und Mentalitäts-Wahnsinn

Der ICE-Tabellenführer aus Bozen spult aktuell ein Mammutprogramm mit drei Spielen in vier Tagen ab. Dennoch nahm sich Peter Spornberger am Donnerstagnachmittag die Zeit, der SportNews-Redaktion einen Besuch abzustatten. Im Gespräch mit uns lässt er tief in die Bozner Kabine blicken.

Von:
Alexander Foppa

Mit leichten Augenringen im Gesicht, aber gut gelaunt folgt Peter Spornberger unserer Einladung in die Redaktion. Es war nachts um halb 3, als er nach der Auswärtsfahrt in Villach ins Bett fiel, am Donnerstagmorgen stand bereits das nächste Training an. Ein breites Grinsen überspielt allerdings jegliche Müdigkeit. Sein HCB ist seit wenigen Stunden wieder Tabellenführer.


Das folgende Gespräch dreht sich jedoch nicht primär um den Sieg in Villach, vielmehr spricht der 25-jährige Nationalspieler vom Ritten über die Kritik, die auf den Spitzenreiter einprasselt, und über sein persönliches Heimkommen nach vielen Jahren im Ausland. Das Interview schließt er mit funkelnd leuchtenden Augen ab, als er vor seinem Abschied den Spirit im Bozner Team beschreibt.

Peter Spornberger beim Interview-Termin mit den SportNews-Redakteuren. © Thomas Debelyak


Das erste Saisondrittel ist rum. Welche Schlüsse ziehen Sie?

„Die Tabellenführung ist ein schönes Zuckerle. Wir haben aber viele Spiele gewonnen, in denen wir nicht das bessere Team waren. Und wie unser Trainer richtig sagt: Man darf sich vom Erfolg nicht blenden lassen und dabei eigene Fehler übersehen. Auch gestern in Villach haben wir nicht unser ganzes Potenzial ausgespielt, das müssen wir besser machen.“


Also täuscht der Eindruck nicht, dass in diesem HC Bozen eigentlich noch viel mehr steckt?

„Die These stimmt absolut, diese Mannschaft kann so viel mehr. Ergebnistechnisch läuft es super, allerdings sind wir nicht auf dem Leistungsniveau, auf dem wir eigentlich sein möchten. Man bedenke alleine, wie oft uns unsere Goalies zum Sieg verholfen haben. Würden sie nicht so überragend halten, hätten wir deutlich weniger Punkte auf dem Konto.“


Warum läuft der Motor noch nicht geschmiert?

„Die Ansage vor Saisonbeginn war klar: Wir wollen die beste Defensive der Liga haben. Davon sind wir aber ein Stück weit entfernt. Zuerst muss es hinten passen, dann klappt auch das Offensivspiel – damit meine ich Verteidiger und Stürmer. Hier greifen die Zahnräder noch nicht richtig, folglich wirkt auch die Vorwärtsbewegung häufig überhastet und unstrukturiert.“


Ihr Liga-Einstand ist aber geglückt, 9 Punkte aus 20 Spielen ist zudem eine gute Bilanz. Sind Sie zufrieden?

„Naja, auch bei mir ist noch Luft nach oben. Ich bin nicht konstant genug, schwanke in meinen Leistungen – so wie es das gesamte Team aktuell tut. Ich will nicht nur einzelne Drittel oder Spiele abliefern, sondern bei jedem Einsatz die absolute Leistungsgrenze und minimalste Fehlerquote erreichen.“
„Wir wollen alles gewinnen. Punkt.“ Peter Spornberger

Sie spielen erstmals seit Ihrem 16. Lebensjahr wieder in Südtirol. Wie war das Heimkommen?

„Ein absolut tolles Gefühl. Mit Alex Trivellato hatte ich zuletzt in Schwenningen ja schon einen Hauch von Südtirol in der Kabine (lacht). Aber zuhause am Ritten zu wohnen und förmlich vor der Haustür diesen wunderbaren Job ausüben zu dürfen ist überragend. Sportlich war es anfangs etwas holprig, mittlerweile habe ich mich aber auf die ICE umgestellt. Auch mit meinem Linienpartner (Simon Bourque, Anm.d.R.) verstehe ich mich immer besser.“


Was ist der größte Unterschied zur DEL?

„Ganz ehrlich? Die Schiedsrichter! Ich möchte hier nicht ins Detail gehen und niemandem zu nahe treten, ich finde aber schon, dass das Niveau der Refs in Deutschland höher ist. Ich kann einige Entscheidungen und Regelauslegungen in der ICE nicht ganz nachvollziehen. Ich finde es auch schade, dass kaum italienische Schiris oder Linienrichter zum Einsatz kommen. Allgemein ist die DEL qualitativ vielleicht etwas besser, die Top-Teams der ICE könnten aber auch in Deutschland mitspielen – das zeigen die Vergleiche in der Champions League.“

Peter Spornberger (l.) hat in der ICE bereits – teils unliebsame – Bekanntschaft mit Gegnern und Referees gemacht. © Georgios Papaconstantis


Was hat Sie hingegen in dieser Liga positiv überrascht?

„Ich hätte mir nie und nimmer diese Hingabe, diese gute Struktur im Hintergrund erwartet. Wenn ich sehe, was allein beim HC Bozen hinter den Kulissen bewegt wird, dann ist das schlichtweg beeindruckend – das fängt bei den Angestellten in der Geschäftsstelle an und endet bei den vielen ehrenamtlichen Helfern und Betreuern. Uns fehlt es hier an nichts, die Auswärtsreisen, Hotelübernachtungen, die ganze Drumherum-Organisation, das ist alles tipptopp. Im Vergleich zur DEL wird hier mit weniger Ressourcen, dafür aber mit noch mehr Leidenschaft ähnlich Großes bewerkstelligt. Abgesehen davon, gibt es hier aber etwas, das ich so noch nie erlebt habe.“


Bitte erzählen Sie...

„Das ist diese besondere Mentalität in der Bozner Kabine. Das kannte ich bisher nicht. Ob in Schwenningen oder Freiburg, überall hatten wir Ziele im Fokus. In Bozen geht es aber nicht um Tabellenplätze oder Playoff-Teilnahmen, hier geht es nur um eines: Siege. Wir wollen alles gewinnen, die Besten sein. Punkt. Ich würde Sie gerne mal nach einem Penalty-Sieg zu uns in die Kabine einladen. Da werden Sie keine feiernden Spieler sehen, sondern Jungs, die sich ärgern, dass ein Punkt liegengelassen wurde. Das ist der Wahnsinn.“


Wollen Sie mit dieser Einstellung am Freitag und Samstag den zweiten bzw. dritten Sieg binnen vier Tagen einfahren?

„Genau, das ist der Plan. Aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Allem Siegeswillen zum Trotz müssen wir die Aufgaben mit Respekt und Demut angehen. Klagenfurt und Graz sind zwei absolute Top-Teams. Das werden richtig harte Fights, in denen wir alles reinhauen müssen. Unsere Fans, die uns in der Halle so zahlreich unterstützen, können sich auf zwei Leckerbissen freuen.“


Die ICE-Spiele vom Wochenende:

Freitag, 29. November
Ljubljana – Salzburg (18 Uhr)
Wien – Innsbruck (19.15 Uhr)
Linz – Pustertal (19.15 Uhr)
Vorarlberg – Graz (19.30 Uhr)
Asiago – Villach (19.45 Uhr)
Bozen – Klagenfurt (19.45 Uhr)

Samstag, 30. November
Fehervar – Innsbruck (17.30 Uhr)
Vorarlberg – Villach (19.30 Uhr)
Bozen – Graz (19.45 Uhr)

Sonntag, 1. Dezember
Klagenfurt – Asiago (16 Uhr)
Salzburg – Linz (16.30 Uhr)
Wien – Ljubljana (17.30 Uhr)


SPGUVTVP
1. HCB Südtirol20160470:4545
2. Fehérvár21150667:4345
3. EC Salzburg18120673:5338
4. Graz99ers20120863:5138
5. Linz20130763:5637
6. EC Klagenfurt211101071:6833
7. Olimpija Ljubljana201001051:5728
8. HC Pustertal22801471:7925
9. EC Villach20801268:6524
10. Vienna Capitals21801344:6024
11. Asiago Hockey22801466:8024
12. HC Innsbruck21701445:6821
13. Vorarlberg20501545:7217

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