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David Morley ist einer der Stars beim HC Pustertal. © det

Pustertals Sturm-Star: Ein Unfall stellte sein Leben auf den Kopf

Wenn der HC Pustertal am Dienstagabend ab 19.30 Uhr in der rappelvollen Intercable Arena im vierten Halbfinale gegen Klagenfurt gegen das Saisonaus kämpft, werden viele Augen wieder auf David Morley gerichtet sein. Der Kanadier hat bei den Wölfen heuer eingeschlagen wie eine Bombe. Dabei hing seine Karriere einst am seidenen Faden.

Von:
Thomas Debelyak

Welchen speziellen Moment deiner Karriere wirst du nie vergessen? Das ist eine klassische Frage in Interviews mit Eishockey-Gastarbeitern aus Nordamerika, die bekanntlich immer einiges erlebt und folglich viel zu erzählen haben. Die Antworten lassen sich in der Regel stets einem bestimmten Schema zuordnen: Für den einen ist es eine gewonnene Meisterschaft, für den anderen ein besonderer Overtime-Gamewinner, manch einer erinnert sich am liebsten an sein NHL-Debüt und wiederum ein anderer wird nie vergessen, wie er einst an der Seite von Sidney Crosby in den Ring gestiegen ist.


Es sind also meistens die Glücksmomente, die Höhepunkte, die Sternstunden, die sich tief in das Gedächtnis der Spieler einprägen. Als wir dem Pusterer Star-Stürmer David Morley die eingangs erwähnte Frage stellen, fällt die Antwort jedoch etwas anders aus. „Ich habe in meiner Karriere viele gute Sachen erlebt. Ich habe aber auch die dunklen Seiten kennengelernt“, erzählt der 33-jährige Kanadier. „Als ich jung war, wusste ich lange Zeit nicht, ob ich je wieder Eishockey spielen kann. Das war eine sehr schwierige Zeit für mich.“

Punktgarant für den HC Pustertal: David Morley. © Iwan Foppa


Rückblick auf den Sommer 2011. David Morley ist 21 Jahre jung, statt dem aktuellen Kurzhaarschnitt trägt er noch eine auffällige Lockenpracht. Und er ist ein mit viel Talent gesegneter Stürmer. In den zwei Saisonen zuvor schaufelte Morley in den kanadischen Juniorenligen die gegnerischen Goalies nur so mit Toren zu, traf mehr als 70 Mal und ließ sich in den Eishockey-Datenbanken insgesamt fast 200 Punkte gutschreiben. Im Sommer 2011 bereitet sich Morley also auf den nächsten, logischen Schritt vor, nämlich ein US-College, auf dem die unzähligen Rohdiamanten Nordamerikas fein geschliffen werden. Doch dann wird das Leben des Kanadiers plötzlich auf den Kopf gestellt, denn: „Ich hatte einen schweren Autounfall.“
„Ehrlich gesagt dachte ich, dass es das jetzt war mit meiner Karriere.“ David Morley

Zwar sei die Lage nicht lebensbedrohlich gewesen, betont Morley. Dennoch waren die Verletzungen erheblich. „Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder Eishockey spielen kann. Ehrlich gesagt dachte ich, dass es das jetzt war mit meiner Karriere“, so der 1,71 Meter große Stürmer aus der Provinz Ontario. Für den jungen Morley war das ein harter Schlag, immerhin machte er seit Kindheitstagen nichts lieber, als der schwarzen Hartgummischeibe hinterherzujagen – und auf einmal war der ovale Eisring für ihn tabu. An der St. Cloud State University in Minnesota büffelte der Kanadier nun also in Wirtschaftsbüchern, statt an seinem Eishockeytraum zu feilen.

Zwei Führungsspieler: David Morley (links) und Alex Petan. © Iwan Foppa


Doch mit den Wochen und Monaten, die verstrichen, keimte in Morley ein Gedanke immer stärker auf: „So will ich nicht aufhören. So soll das alles nicht enden. Ich habe mir also zum Ziel gesetzt, mindestens ein College-Spiel zu machen. Ich wollte nicht, dass dieses Kapitel mit einem Autounfall beendet wird, sondern wenn dann schon mit einem Match auf dem Eis.“

Das langersehnte Comeback

Und so arbeitete Morley hart auf ein Comeback hin und schaffte es tatsächlich: Am 12. Oktober 2012 lief er für seine Universität erstmals aufs Eis. „Nach fast zwei Jahren ohne Spiel hatte ich es geschafft. Von nun an war es mein Ziel, dass nach jedem Match ein weiteres folgt.“ Aus diesem Motto ist schließlich eine erfolgreiche Karriere geworden, die Morley nach seinem College-Abschluss nach Norwegen gebracht hat, wo er sieben Saisonen lang zu den Aushängeschildern der ersten Liga wurde. Ob in Lillehammer, bei den Stavanger Oilers oder bei Frisk Asker – Morley traf und punktete immer.

Auch bei den jungen Wölfe-Fans beliebt: David Morley. © Iwan Foppa


Daran hat sich auch heuer beim HC Pustertal nichts geändert. Während die Wölfe auf dem Weg ins Halbfinale etliche Berg- und Talfahrten erlebten, war Morley immer eine Konstante und mit 52 Punkten der zweitbeste Scorer im Team. In den Playoffs gelangen dem Kanadier bis dato neun Tore – so viele wie keinem anderen ICE-Spieler. Geht es nach den vielen Pusterer Fans, dann dürften in dieser Saison noch einige Treffer dazukommen. Denn die Saison soll nicht an diesem Dienstagabend enden: Mit einem Sieg im vierten Halbfinale gegen Klagenfurt wollen die Wölfe die Serie verlängern.

Schafft Bozen den Serien-Ausgleich?

Der HC Bozen sinnt nach der ganz bitteren 3:4-Niederlage in Salzburg unterdessen auf Wiedergutmachung. Ab 19.45 Uhr wird die Sparkasse Arena im vierten Halbfinale wieder zu einem Tollhaus werden, bis Montagabend waren schon an die 3.000 Tickets vergriffen. Die Foxes liegen in der Serie mit 1:2 zurück und wollen zurückschlagen. Kapitän Daniel Frank und Mike Halmo kehren ins Lineup zurück, Scott Valentine wird weiter fehlen. Beide Spiele wird SportNews mit einem Liveticker begleiten.

ICE Hockey League, Halbfinale 4 (Best of 7)

19.30 Uhr
HC Pustertal – Klagenfurt AC
Stand in der Serie: 0:3

19.45 Uhr
HC Bozen – Red Bull Salzburg
Stand in der Serie: 1:2

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