HCP übt sich in Selbstkritik: „Wir müssen noch sehr viel lernen“

Im nachfolgenden Interview blickt Pustertals Präsident Erich Falkensteiner auf die verkorkste Saison zurück, nennt die Gründe für das Scheitern und gibt einen Ausblick auf die kommende Spielzeit.

Vor knapp 3 Monaten hat sich der HC Pustertal in den Sommerurlaub verabschiedet. Wie fällt Ihr Fazit nach der enttäuschenden 2. Saison in der ICEHL aus?

&bdquo;Wir sind mit großen Ambitionen in die 2. Saison gestartet, wurden diesen aber nicht gerecht. Nachdem uns im 1. Jahr alles aufgegangen ist, ist im 2. Jahr sehr viel daneben gegangen. In unserer Premierensaison haben wir über unseren Verhältnissen gespielt und sind übermütig geworden. Wir wurden aber schnell wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Uns muss bewusst sein, dass wir im Vergleich zur Konkurrenz ein kleiner Verein mit einem vergleichsweise kleinen Budget sind. Wir müssen noch sehr viel lernen. Mein Fazit kann nicht befriedigend sein, ganz egal, ob am Ende nur ein Punkt zur Teilnahme am Pre-Play-off gefehlt hat. In der Schule würde es für die erbrachte Leistung ein ungenügend geben.“

Auf dem Papier schien die letztjährige Pusterer Mannschaft besser zu sein, als jene in der Premierensaison 2021/22. Wie erklären Sie sich das enttäuschende Abschneiden?

&bdquo;Alle Beteiligten haben Fehler gemacht. Ich bin aber immer selbstkritisch und mache keine Schuldzuweisungen. Nur so viel: Die Mannschaft war auf dem Papier sicher sehr gut. Die unterschiedlichen Charaktere haben aber nicht zusammengepasst. Das heißt aber nicht, dass die Spieler charakterlich nicht in Ordnung waren. Uns haben in erster Linie Führungsspieler gefehlt. Eine gute Stimmung im Team allein reicht nicht.“

Was hat der Verein falsch gemacht?

&bdquo;Gar einiges. In erster Linie haben wir uns nicht an unsere Eigenschaften gehalten, die wir uns auf die Fahnen geschrieben haben. Diese wären Bodenständigkeit, Erfolgshunger und Bescheidenheit. Wir haben viele Dinge auf die leichte Schulter genommen und nach dem 5. Platz im Vorjahr gedacht, es kann nur weiter nach oben gehen. Wir haben den ganzen Winter über nur reagiert, nie agiert. Wir haben dauernd versucht, die Löcher zu stopfen, ohne aber ein richtiges Konzept und eine Strategie zu haben.“

„Wir haben den ganzen Winter über nur reagiert, nie agiert.“ Erich Falkensteiner

Was werfen Sie den Spielern vor?

&bdquo;Wir hatten außergewöhnliche Spieler, die nur auf die eigenen Punkte schauten, um ihren Marktwert zu steigern, bis hin zu Spielern, die sich stets in den Dienst der Mannschaft stellten, wobei ich an unsere einheimischen Spieler denke. Diese haben alles gegeben. Zudem hatte ich bis zum Schluss das Gefühl, dass den Spielern nicht klar war, dass viel mehr drin gewesen wäre. Ab und zu ist bei ihnen am Fuße des Kronplatzes auch ein wenig Urlaubsfeeling aufgekommen. Das wird sich in Zukunft bestimmt ändern.“

Sind Sie mit dem Zuschauerinteresse zufrieden?

&bdquo;Damit bin ich sehr zufrieden. Wir hatten einen Schnitt von 2138 Zuschauern pro Heimspiel. Das ist ein Top-Wert, wenn man bedenkt, dass der Erfolg zu wünschen übrig gelassen hat. Deshalb gebührt unseren Fans ein großer Dank. Aber auch unseren Sponsoren. Nach der schlechten Saison hatte ich große Bedenken, wie es weitergehen wird. Ich kann aber voller Stolz sagen, dass die Stimmung trotz allem sehr positiv ist. Das liegt wahrscheinlich in der Pusterer DNA – nach dem Motto: Jetzt erst recht.“

Wie zuletzt durchsickerte, wird es in Bruneck einen kompletten Umbruch geben. Wie weit fortgeschritten sind die Kaderplanungen?

&bdquo;Ich kann sagen, dass wir auf einem guten Punkt sind und die Mannschaft zu 80 Prozent steht. Wir wollten mit der Kaderplanung frühzeitig beginnen und nicht auf den letzten Moment warten, da man bestimmte Spieler nur zum jetzigen Zeitpunkt bekommt. Wir stehen vor der entscheidenden Saison. Danach müssen wir Kontinuität ins Team bringen. Ich habe 2 Wünsche für den kommenden Winter: Zum einen möchte ich von dieser Mannschaft mehr als die Hälfte der Spieler für die Saison 2023/24 bestätigen und bei der nächsten WM 6 Nationalspieler stellen.“

Arvin Atwal soll in der kommenden Saison in der Pusterer Hintermannschaft für die nötige Wasserverdrängung sorgen.

Die ersten 3 Neuzugänge sind allesamt über 30 Jahre alt. Baut der HCP im kommenden Winter mehr auf erfahrene Spieler?

&bdquo;Wir legen großen Wert auf die richtige Mischung. Wir benötigen ältere, erfahrene sowie jüngere, giftige Spieler. Wir werden auch versuchen, großgewachsene und physisch starke Spieler unter Vertrag zu nehmen, da wir in der vergangenen Saison zu leicht waren.“

Ab der kommenden Saison wird es eine neue Steuerreform geben, die unter anderem eine Pensions- und Unfallversicherung für Spieler vorsieht. Wie sehr bereitet Ihnen diese Neuerung Sorgen?

&bdquo;Wir beschäftigen uns bereits seit geraumer Zeit mit diesem Thema und haben mehrere Szenarien durchgespielt. Obwohl noch nicht ganz klar ist, wie die Reform schlussendlich aussehen wird, gehen wir davon aus, dass wir pro Spieler ungefähr 30 Prozent mehr Geld als bisher ausgeben müssen. Eine Pensionsversicherung begrüße ich aber sehr, da sie den Eltern und Spielern eine gewisse Sicherheit für die Zukunft geben. Aber auch die Ausländer kommen in den Genuss dieser neuen Steuerreform.“

Gibt es bereits ein Saisonziel?

&bdquo;Wir wollen es besser machen als zuletzt und haben uns das Erreichen des Viertelfinales zum Ziel gesetzt.“

Vor einigen Wochen machte das Gerücht die Runde, dass es in der kommenden Saison im Biathlonzentrum in Antholz ein Freiluftspiel mit dem HC Pustertal geben wird. Ist da was dran?

&bdquo;Ja. Es gab konkrete Ideen, ein solches Event im Spätherbst in Antholz zu organisieren. Aufgrund des geplanten Umbaus der Biathlon-Arena ist es aber nicht mehr möglich. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben.“

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. HCB Südtirol	48	175:105	106
2. Salzburg	48	147:97	98
3. Innsbruck	48	186:150	94
4. Villach	48	178:147	90
5. Klagenfurt	48	139:120	79
6. Wien	48	156:142	77
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