Zeugnis der HCP-Stürmer: Rette sich, wer kann

Der HC Pustertal war am 16. September 2022 mit großen Erwartungen in seine 2. Spielzeit in der ICE Hockey League (ICEHL) gestartet. Die Pusterer, die sich im vergangenen Sommer das Halbfinale zum Ziel gesetzt hatten, rannten bis zuletzt umsonst dem 10. Platz hinterher und verpassten nicht nur das Play-off, sondern auch das Pre-Play-off. STÜRMER Filip Ahl 6 Der Torjäger startete gut in die Saison, traf in den ersten 21 Spielen 12 Mal ins Schwarze, ehe Ende November eine lange Durststrecke begann. Der 25-Jährige erzielte in den folgenden 20 Spielen gerade einmal ein Tor, ehe er im Saisonfinish wieder aufblühte in den letzten 5 Spielen 4 Mal zulangte. Hatte der Schwede in der vergangenen Saison im Znojmo-Trikot nur 34 Spiele für 17 Tore benötigt, so war die Ausbeute in diesem Winter genau die gleiche, mit dem Unterschied aber, dass er dafür 46 Partien brauchte. Der Flügelstürmer war zwar der drittbeste Skorer im Team, hatte aber zu viele Leerläufe.

Raphael Andergassen 6,5 Raphael Andergassen war nicht nur der beste einheimische Skorer, sondern übernahm auch Verantwortung und ging stets mit gutem Beispiel voraus. Der Kapitän erwies sich als sehr mannschaftsdienlich und kam sowohl in Unter- als auch in Überzahl zum Einsatz. Der Mittelstürmer rackerte unermüdlich und war vor allem im Defensivverhalten eine Bereicherung. Im Vergleich zur letzten Saison stockte der Kalterer nicht nur sein Punktekonto von 12 (5 Tore) auf 20 (9) auf, sondern verbesserte auch seine Plus-Minus-Bilanz von -13 auf +3.

Raphael Andergassen war noch einer der Besten. © Foppa Iwan - HC Pustertal

Olivier Archambault 5 Wenn der Topskorer eines Teams eine ungenügende Bewertung erhält, dann ist etwas faul. Bei Olivier Archambault war das der Fall. Der Frankokanadier brachte es zwar auf mehr als einen Punkt pro Spiel (45 Punkte in 42 Spielen), war aber eine launische Diva: Wenn er Lust hatte, dann spielte er alles in Grund und Boden und zählte zu den besten Cracks der Liga, wenn nicht, dann schwächte er seine Mannschaft mit unzähligen Risikopässen, die zu gefährlichen Turnovers führten. Immer dann, wenn es darauf ankam, tauchte der 30-jährige Flügelstürmer ab und ließ seinen Arbeitgeber im Stich.

Anthony Bardaro 4 Er war wahrscheinlich die größte Enttäuschung in dieser Saison. Der Italokanadier lief – oder besser gesagt ging – zumeist lustlos übers Eis und konnte zu keinem Zeitpunkt an sein wahres Leistungsvermögen anknüpfen. Der 30-Jährige sorgte in der Kabine immer wieder für Unruhe und trieb seine Trainer durch sein Verhalten zur Weißglut. Seine Köpersprache ließ nichts Gutes erahnen. Nicht gut war auch seine Punkteausbeute: Waren dem Mittelstürmer in seinem 1. Jahr in Bruneck in 44 Spielen noch 42 Punkte gelungen (14 Tore), so hatte er in seinem 2. Jahr nur 22 Zähler (10 Tore) zu Buche stehen. Seine Zeit im Land seiner Vorfahren dürfte nach der 6. Spielzeit wohl zu Ende sein.

Simon Berger 5,5 Simon Berger führte die 4. Reihe als Center zwar vorbildlich, richtig überzeugen konnte er aber nicht. Der robuste Defensivstürmer war in Unterzahl gesetzt, nach vorne lief aber wenig. Der 23-Jährige bestach vor allem durch seinen unermüdlichen Einsatz und sein körperbetontes Spiel. Waren dem Nationalspieler von Italien in der Premierensaison noch 7 Punkte gelungen, so hatte er ein Jahr später deren 5 auf seinem Konto.

Daniel Catenacci 5 Während sein Vater Maurizio in der Saison 1995/96 im Trikot des EV Bruneck der Schrecken jeder gegnerischen Verteidigung und Topskorer war, blieb Daniel Catenacci einiges schuldig. Der Italokanadier war irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. Starken Auftritten ließ der Mittelstürmer oft blutleere und emotionslose Vorstellungen folgen. Dass er die beste Bully-Quote der gesamten Liga aufwies (59,9 gewonnene Puckeinwürfe) und in 40 Spielen 23 Punkte sammelte, konnte nicht über die insgesamt schwachen Leistungen hinwegtäuschen. Mit -12 wies der 29-jährige frühere NHL-Crack die zweitschlechteste Plus-Minus-Bilanz im Team auf.

Ivan Deluca 6 Ivan Deluca war auch in dieser Saison sehr mannschaftsdienlich. Der groß gewachsene Flügelstürmer fand sich in jeder Linie zurecht und war auch im Powerplay unverzichtbar. Die Punktausbeute des Sterzingers blieb in etwa gleich wie in der vergangenen Saison: Mit 7 erzielten Toren sorgte Deluca in seiner 5. Saison in der länderübergreifenden Meisterschaft für einen neuen Bestwert. Der 25-Jährige erhielt erstmals in seiner Karriere eine Spieldauerdisziplinarstrafe und war mit 41 Strafminuten der &bdquo;böseste Bube“ in der Pusterer Mannschaft.

Dante Hannoun 7- Dante Hannoun ist von den außerhalb von Italien geborenen Feldspielern der einzige, der sich eine Vertragsverlängerung verdient hätte. Der Mittelstürmer konnte sein Punktekonto im Vergleich zur vergangenen Saison um 7 Zähler aufstocken und war hinter Archambault der zweitbeste Skorer bei den &bdquo;Wölfen“. Der quirlige Italokanadier profitierte oft von seiner Schnelligkeit, guten Technik und Übersicht. Der Nationalspieler von Italien konnte seine letztjährige Plus-Minus-Bilanz von +17 nicht halten und stand dieses Mal mit -7 da.

Johan Harju (links) enttäuschte bei seiner Rückkehr. © GEPA pictures/ Gintare Karpaviciute

Johan Harju 4 In der vergangenen Saison war John Harju noch teaminterner Topskorer bei den &bdquo;Schwarz-Gelben“. Trotzdem wurde der Vertrag mit dem Schweden nicht verlängert. Am 26. November gab es dann doch noch ein Wiedersehen mit dem NHL-erprobten Angreifer, der die Saison in Finnland begonnen hatte. Der 36-Jährige konnte aber nie an die Leistungen des vorangegangenen Winters anknüpfen und war ein Schatten seiner selbst. 10 Punkte in 27 Spielen sind eine magere Ausbeute für einen Spieler, der bereits in den besten Ligen Europas gespielt hat. Er war alles andere als ein Leistungsträger und schon gar keine Führungspersönlichkeit. Gut möglich, dass der WM-Bronzemedaillengewinner von 2010 die Schlittschuhe schon bald für immer an den Nagel hängen wird.

Aaron Luchuk 4 Der als Mittelstürmer für den Paradeblock vorgesehene Kanadier war wahrscheinlich der größte Pusterer Fehleinkauf in der jüngsten Vergangenheit. Aaron Luchuk war im vergangenen Sommer mit vielen Vorschusslorbeeren und großen Erwartungen erstmals über den großen Teich gekommen, wurde diesen aber zu keinem Zeitpunkt gerecht. Die Fans warteten vergeblich auf Geniestreiche des Vollblutstürmers, der sein Talent nie ausschöpfen konnte. Nach 23 Spielen und nur 11 Punkten war das Luchuk-Experiment an der Rienz beendet.

Matthias Mantinger 5,5 Im Vorjahr noch der punktbeste einheimische Stürmer beim damaligen Liga-Neuling baute der Kalterer heuer stark ab: Anstatt 14 Punkten schauten dieses Mal nur deren 6 heraus. Der 26-Jährige konnte viel zu selten seinen Antritt und seine Geschwindigkeit ausnutzen. Der linke Flügelstürmer bestach zwar stets mit einem großen Kämpferherz, auf spielerische Glanzmomente warteten die Fans bei Mantinger aber vergebens. Nicht nur bei ihm kann die Leistungskurve in Zukunft nur nach oben schauen.

Marc-Olivier Roy 4 Ein großer Irrtum war Marc-Oliver Roy. Der Mittelstürmer hatte vor einem Jahr sein Europa-Abenteuer bei den Bratislava Capitals sehr vielversprechend begonnen, war beim HCP aber meilenweit von den in der slowakischen Hauptstadt gezeigten Leistungen entfernt: Punktete der Zweitrunden-Draft der Edmonton Oilers in Bratislava in jedem Spiel einmal (13 Punkte in 13 Spielen), so wies er in Bruneck einen Schnitt von 0,5 Punkten pro Spiel auf. Der 30-Jährige hatte vor allem mit konditionellen Problemen zu kämpfen und glitt zumeist unsichtbar über die Eisfläche.

Marco Sanna 5 Der Wirbelwind aus Cortina pokerte im Sommer hoch, ehe er beim HCP einen Vertrag unterschrieb. In der Vorbereitung ließ der linke Flügel gute Ansätze erkennen und auch in einigen Meisterschaftsspielen wusste er zu gefallen. In der ICEHL ist der 25-Jährige aber (noch) nicht angekommen. Weil er im Jänner als überzähliger Stürmer auf der Ersatzbank schmorte, bat der Nationalstürmer um Vertragsauflösung und kehrte mit 3 mickrigen Punkten in 40 Spielen im Gepäck nach Cortina zurück. Mit einer solchen Einstellung wird es Sanna in seiner Karriere nicht weit bringen. Der Italienmeistertitel mit den Ampezzanern dürfte für ihn ein schwacher Trost sein.

Stefan Spinell 5,5 Stefan Spinell war nach 8 Saisonen in der Schweiz erstmals wieder nach Hause zurückgekehrt. Der Rittner hatte von Beginn an einen schweren Stand und konnte seine körperlichen Vorzüge viel zu selten ausspielen. Er kämpfte zwar stets vorbildlich, spielerische Glanzpunkte konnte der 23-Jährige aber nur selten setzen. In Unterzahl war der linke Flügelstürmer eine Bank. Wie es aussieht, scheint sein Gastspiel in der östlichen Landeshälfte beendet zu sein: Spinell könnte der Liebe wegen wieder in die Schweiz zurückkehren.

Nicht bewertet: Lukas De Lorenzo Meo.

Das große HCP-Zeugnis: Hier lesen Sie Teil 1.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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Zeugnis der HCP-Stürmer: Rette sich, wer kann

In den vergangenen 6 Monaten haben fast alle Beteiligten (auch der Vorstand und die sportliche Leitung) versagt. Nur ganz wenige haben sich eine positive Note verdient. Im 2. Teil des Abschlusszeugnisses des HC Pustertal werden die Stürmer bewertet. Ganz nach dem Motto: Rette sich, wer kann.

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