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Hermann Gerland ist im deutschen Fußball bekannt wie ein bunter Hund. © DFB-Junioren/Social Media

Trainerlegende Gerland in Prad: „Heute sind die Spieler anders“

Am heutigen Sonntag reist die deutsche U21-Nationalmannschaft aus Prad ab. Mit dabei beim Trainingslager im Vinschgau war auch Hermann Gerland, der zum Vinschgau eine besondere Beziehung hat.

Von:
David Lechthaler

Wenn der „Tiger“ spricht, sind alle ruhig und hören zu. Auch die ganzen Journalisten, die Gerland bei einem Medientag im Prader Garden Park Hotel zu diversen Themen befragten. SportNews war ebenfalls vor Ort und hat die Sprüche-Show der Trainerlegende live mitverfolgt. Inzwischen ist Gerland 69 Jahre alt. Seine Lebenserfahrung ist riesengroß. Früher als Spieler lief er selbst für Bochum in der Bundesliga auf. Später machte er sich als Trainer der Amateurmannschaft des FC Bayern einen Namen. Dazu wirkte Gerland an der Säbener Straße auch lange als Co-Trainer und gewann an der Seite von Jupp Heynckes, Louis van Gaal, Pep Guardiola oder Hansi Flick unzählige Titel.


In München hat er spätere Weltklasse-Spieler wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, David Alaba, Holger Badstuber oder Thomas Müller entdeckt und gefördert. Mittlerweile arbeitet Gerland als Co-Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft. „Ich hoffe, dass ich eine Hilfe für Chefcoach Toni di Salvo und die Spieler bin. Das ist meine Einstellung. Wenn die Jungs mich fragen, dann kriegen sie die Sachen mitgeteilt. Heute ist der Mensch/Spieler bequem. Ich habe immer mehr verlangt von den Spielern, als sie bereit waren zu geben“, erklärte Gerland zu Beginn der Medienrunde.

„Wenn ich morgens wach werde, denke ich mir: Mann ist das schön hier.“ Hermann Gerland über das Trainingslager in Prad

Wenn er über die Bedingungen in Prad sprach, kam Gerland ins Schwärmen: „Herrliches Wetter, wunderbares Ambiente, ein Essen vom allerfeinsten. Das ist ein Traum hier. Wenn ich morgens wach werde und aus dem Fenster schaue, denke ich mir: Mann, ist das schön hier.“ Ohnehin hat Gerland zum Vinschgau einen besonderen Bezug: Ende der 1980-er-Jahre kam er, damals als Trainer des 1. FC Nürnberg, zum Trainingslager nach Mals. Seitdem hat er enge Freundschaften dorthin geknüpft.

Ein Leben für den Fußball

Auch nach 38 Jahren im Trainergeschäft ist Gerland nach wie vor Feuer und Flamme für den Fußball: „Es macht mir Spaß mit den jungen Leuten zu arbeiten. Ich komme gerne hier her, bin sehr gerne auf dem Platz. Mein Metier ist nicht die Klimperei mit dem Computer, da sind andere viel besser. Aber auf dem Platz kann ich dem Verteidiger schon sagen, wie er zu stehen hat.“

Hermann Gerland arbeitete rund 25 Jahre für den FC Bayern.


Die Tür von der U21 zur A-Nationalmannschaft ist aktuell wohl so groß wie nie – auch, weil die DFB-Elf momentan in einer Krise steckt. „Der Hansi Flick informiert sich natürlich bei uns. Und wenn einer großartig spielt, ruf ich ihn selbst an.“

Die neue Spielergeneration

Auf die Frage, ob sich das Auftreten der jungen Spieler heutzutage eklatant verändert hätte, antwortete Gerland: „Ja natürlich hat sich das verändert. Die ganze Welt hat sich verändert. Mittlerweile gibt es ja auch eine Work-Life-Balance. Dabei habe ich nur 'geworked' (lacht). Die Jungen sind mittlerweile viel selbstbewusster und kritischer geworden. Früher mussten wir einen Tag nach dem Spiel noch 24 Runden um den Platz laufen.“

Hermann Gerland (ganz rechts), beim Trainingslager in Prad.


Gerland, der lange Zeit als gute Seele des FC Bayern bekannt war, führte seine Erläuterungen weiter aus: „Heute höre ich nur mehr das Wort Belastungssteuerung. Aus meiner Sicht macht das nur Sinn, wenn man im Drei-Tages-Rhythmus spielt. Ansonsten kann man die ganze Woche trainieren und einen Tag vor dem Spiel soll man dann einfach bisschen gemütlicher trainieren als normal. Ich sag immer: Bevor man steuert, muss man erst mal belasten.“
„Die jungen Spieler sind mittlerweile viel selbstbewusster und kritischer geworden.“ Hermann Gerland

Abschließend hielt Gerland noch ein Plädoyer für die Ausbildung der Jugendspieler. „In der Kindheit muss ich die Technik lernen. Ich muss Eins-gegen-Eins-Situationen trainieren und kleine Spielformen machen. Damit sich die Kinder aufs Training freuen. Wenn der Trainer der 10-Jährigen anfangt mit der Taktik-Tafel zu arbeiten, sehe ich das nicht gerne. Die müssen Fußballspielen und Täuschungen lernen. Dann sind die hinterher mit 16, 17 technisch sehr begabt.“


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