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Elisa Pfattner träumt mit Austria Wien von der Champions League. © Raimund Nics

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Elisa Pfattner träumt mit Austria Wien von der Champions League. © Raimund Nics

Pfattner träumt groß: „Rolle des Underdogs ist unser Vorteil“

Mit ihrem Wechsel von Juventus zu Austria Wien schlug Elisa Pfattner ein neues Kapitel auf – und das mit Erfolg. Die Latzfonserin hinterließ sofort einen blendenden Eindruck und greift nun nach den Sternen.

Wenn in Paris der Sonnenuntergang einsetzt, schlägt das Herz gerne mal höher. Doch am Donnerstagabend verzücken weniger der im Abendrot leuchtende Eiffelturm oder die malerischen Gassen von Montmartre in der Dämmerung. Nein, am Donnerstagabend wird die Romantik an jenem Ort wieder zum Leben erweckt, wo sie schon so manchen Höhepunkt erlebt hat - auf dem Fußballplatz. Im Hinspiel der 3. Qualifikationsrunde der UEFA Women's Champions League trifft Austria Wien auf den Paris FC (19.00 Uhr). Mittendrin: die Südtirolerin Elisa Pfattner.


Im Stade Jean-Bouin treten die Veilchen als Außenseiter an. Vor dieser Ausgangssituation schrecken sie aber nicht zurück. „Bei der letzten Auslosung hat sich jeder Verein uns als Gegner gewünscht, weil wir vom Namen her am schwächsten wirken“, erklärte Pfattner im Interview mit SportNews. „Die Rolle des Underdogs ist unser Vorteil. Wir haben nichts zu verlieren.“ Bereits eine Runde zuvor legte die Austria den vermeintlichen Favoriten das Handwerk. Und die Latzfonserin hatte großen Anteil daran.

Insiderwissen lässt die Austria fliegen

Der Ausflug in die französische Hauptstadt ist für Austria Wien ungewohntes Terrain. Ende August war der Klub zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte auf der internationalen Bühne in Erscheinung getreten – und hinterließ prompt eine Duftmarke. 2:0 gegen Glasgow City und 3:0 gegen den FC Minsk hieß es im neu eingeführten Miniturnier der 2. Qualifikationsrunde. „Glasgow und Minsk konnte ich selbst gar nicht einschätzen, weil mir der Vergleich zwischen dem österreichischen und internationalen Fußball schwerfiel“, gab die 21-Jährige zu, die gegen Minsk zwei Treffer vorbereitete.

Die Austria hat auf der europäischen Bühne für Furore gesorgt. © Raimund Nics

Die Austria hat auf der europäischen Bühne für Furore gesorgt. © Raimund Nics


Gegner aus eher unbekannteren Ligen – das erschwert die Vorbereitung auf die Partie. Vor dem Showdown gegen Minsk bekam die Austria jedoch unerwartet Hilfe. „Da hat etwas Insiderwissen dahintergesteckt“, verriet Pfattner. „Glasgow war davon überzeugt, dass sie uns im Halbfinale schlagen würden, und haben sich deswegen schon auf das Finale gegen Minsk vorbereitet. Doch wir haben sie rausgeworfen – und trotzdem waren sie so nett, dass sie uns ihre Informationen gegeben haben. Das sieht man heutzutage auch nicht mehr so oft.“

Pfattner schlägt in Wien voll ein

Doch nicht nur für die Austria war der jüngste Höhenflug eine besondere Erfahrung, auch Pfattner selbst schwebte auf Fußballwolke sieben. Im Juni war ihre zweijährige Leihe an den USV Neulengbach zu Ende gegangen, die Rückkehr zu Juventus stand an. Die Südtirolerin sah ihre Zukunft aber nicht bei den Bianconere in Turin, sondern weiterhin in der Österreichischen Bundesliga. Die Austria meldete Interesse an und verpflichtete die Mittelfeldspielerin fest. Das Vertrauen zahlte sie sofort zurück: In den ersten fünf Pflichtspielen steuerte Pfattner, die jeweils in der Startelf stand, drei Vorlagen bei.
„Ein bisschen Angst hatte ich vor diesem Schritt, aber es hat von Anfang an alles super geklappt.“ Elisa Pfattner

„Ein bisschen Angst hatte ich vor diesem Schritt, aber es hat von Anfang an alles super geklappt. Da war ich sehr erleichtert – wenn rundherum alles passt, spielt man auch befreiter auf“, so Pfattner. Für die laufende Saison haben sich die Wienerinnen große Ziele gesteckt. „Die Meisterschaft ist ein großes Thema bei uns. Letzte Saison war die Austria nur wenige Punkte davon entfernt“, meinte sie. Meister St. Pölten soll vom Thron gestürzt und gleichzeitig die Doppelbelastung bewältigt werden. Diese wäre übrigens auch nach einem möglichen Aus gegen Paris gegeben: Der Verlierer der 3. CL-Qualifikationsrunde steigt in der 2. Runde des Europa Cup ein, der in der Saison 2025/26 erstmals ausgespielt wird.

Pfattner: „Wollte nicht nur Fußballerin sein“

Pfattner und Wien – das passt. Ihr Schritt in die Österreichische Bundesliga mag vor zwei Jahren für einige Beobachter nicht logisch gewesen sein, „aber ich würde diesen Schritt wieder machen, mich noch einmal genauso entscheiden“, unterstrich Pfattner. „In Turin hatte sich bei mir immer mehr der Gedanke gefestigt, irgendwo anders hinzugehen – mir war egal, was alle anderen gesagt haben.“ Im ersten Jahr beim USV wohnte sie noch in Neulengbach, 2024 zog sie schließlich ins nahegelegene Wien.

Elisa Pfattner fühlt sich bei Austria Wien wohl. © Raimund Nics

Elisa Pfattner fühlt sich bei Austria Wien wohl. © Raimund Nics


„Ich wollte wieder mehr Fußball spielen, Freude daran haben und gleichzeitig wissen, dass alles drumherum passt. In einer Stadt leben, in der es mir auch abseits vom Platz extrem gut geht – und in Wien hatte ich bereits viele soziale Kontakte“, schilderte sie weiter. „Ich wollte nicht nur Fußballerin sein, sondern mich als Mensch weiterentwickeln, neue Hobbys finden, ein Studium beginnen.“ Pfattner studiert Sportmanagement im fünften Semester und denkt bereits an die Zeit nach dem Fußball. „Als Frau muss man immer einen Plan B haben, das gilt auch im Fußball. Nach meiner Karriere möchte ich nicht plötzlich von Null starten müssen“, erklärte sie.

Pfattner: „Juventus werde ich ewig dankbar sein“

So schön das Leben bei der Austria und in Wien auch ist, die Zeit in Turin wird Pfattner nie vergessen. „Juventus werde ich ewig dankbar sein, dass sie mir diesen Schritt ermöglicht haben und ich in so jungen Jahren in diese Welt eintauchen durfte“, so die Ballkünstlerin, die im Alter von 16 Jahren vom SSV Brixen in den Nachwuchs von Juve gewechselt war – ein prägendes Kapitel. „Es war ein riesiger Schritt, die Umstellung war alles andere als einfach“, erinnerte sie sich. „In meinem Umfeld sprach nur ein einziger Mensch meine Sprache, drei Jahre vor der Matura musste ich in allen Fächern plötzlich auf Italienisch umstellen. Nebenher sollte ich aber den Kopf nur für Fußball haben – das ist kein Klacks.“

Elisa Pfattner steht mit der Austria dem Paris FC gegenüber. © Raimund Nics

Elisa Pfattner steht mit der Austria dem Paris FC gegenüber. © Raimund Nics


Doch die Latzfonserin meisterte die Herausforderung mit Bravour. Immer an ihrer Seite war damals ihre Cousine Eva Schatzer, die gemeinsam mit Pfattner zu Juve gewechselt war. „Eva war für mich eine riesige Stütze und immer für mich da“, schwärmte sie. Während Schatzer mit Juventus bereits für die Champions League qualifiziert ist, will Pfattner am Donnerstag den ersten Schritt in Richtung Königsklasse machen. Und zwar ganz gelassen. „Den Leistungsdruck, den Paris hat, kennen wir nicht – wir können nur positiv überraschen“, blickte sie auf die anstehenden Duelle voraus.

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