
Im Derby kochten mehrmals die Emotionen hoch. © Vanna Antonello
„In den Arsch getreten“: Klare Worte nach verrücktem Derby
Dieses Derby sorgte für verblüffte, verdutzte, ungläubige Gesichter im Südtiroler Sport. Der HCB Südtirol Alperia schoss den HC Falkensteiner Pustertal am Freitag mit 9:1 vom Eis. Wir haben nach dem Match die Stimmen der Beteiligten eingefangen.
01. November 2025
Aus der Sparkasse Arena

Von:
Thomas Debelyak
Der Eishockeysport ist aus vielerlei Gründen faszinierend. Das horrende Tempo, mit dem die Cracks über das Eis flitzen; die Wucht, mit der die Spieler die Banden erzittern lassen; die Boxkämpfe, die aus den Stadien wahre Hexenkessel machen. Der Eishockeysport ist aber auch aus einem anderen Grund faszinierend: Er ist nämlich unberechenbar. In jedem Moment, in jedem Augenblick kann sich die Dramaturgie eines Matches völlig verändern – so wie am Freitagabend in der Sparkasse Arena.
Nach dem ersten Drittel des Derbys zwischen Bozen und Pustertal stand es in einem offenen Schlagabtausch 1:1-Unentschieden. Niemand, aber auch wirklich niemand, hätte zu jenem Zeitpunkt gedacht, dass die Foxes dem Tabellenführer aus Bruneck hier noch acht Tore einschenken würden, davon alleine sechs (!) im zweiten Drittel. Am Ende stand auf der Anzeigetafel: 9:1 für den HCB!
Die Sparkasse Arena war restlos ausverkauft. © @Max Pattis
„Das war schon ein bisschen verrückt“, sagt Bozens Kapitän Daniel Frank. „Dass wir hier so hoch gewinnen, hätte ich nicht gedacht. Dass wir gewinnen, aber schon. Wir haben vor dem Match die Sachen, die letzthin nicht gepasst haben, klar angesprochen und 60 Minuten konstant gut gespielt. Das hat heute den Ausschlag gegeben.“ Den Ausschlag gab auch Brad McClure, der mit drei Toren und einem Assist der Held des Abends war – und das in seinem 200. Match für die Foxes. „Für mich ist es jedes Mal aufs Neue eine Ehre, dieses Trikot zu tragen. Das hat heute richtig Spaß gemacht.“
Eine WhatsApp-Nachricht vom Chef
McClure hatte – wie jeder andere Bozen-Spieler – vor dem Match eine persönliche WhatsApp-Nachricht von HCB-Chef Dieter Knoll erhalten. „Ich habe darin die Wichtigkeit dieses Matches unterstrichen. Und auch vor dem Spiel bin ich noch einmal in die Kabine gegangen, um das zu wiederholen“, so Knoll. „Wir haben in der Meisterschaft zwei Ziele: Den Titel und drei Spiele gegen Pustertal zu gewinnen. Für mich ist es wichtig, die Nummer 1 in Italien und Südtirol zu sein.“„Heute werde ich gut schlafen.“ Dieter Knoll
Gleichzeitig betont der HCB-Boss aber auch: „Dass der Sieg so hoch ausgefallen ist, tut mir für die Wölfe etwas leid. Ich bin froh, dass es hier zwei so starke Südtiroler Teams gibt. Im Oktober ein ausverkauftes Haus zu haben, ist eine tolle Sache – und nur wegen des Derbys gegen Pustertal möglich. Heute werde ich gut schlafen!“
Im Pustertal sitzt der Stachel tief
Und wie ist die Stimmungslage im Pusterer Lager? „Es gibt nicht viel zu sagen, es war ein rabenschwarzer Tag für uns“, so Sportdirektor Patrick Bona. „Das erste Drittel war mehr als Okay, im zweiten hatten wir einen totalen Blackout. Wir liefen in gefühlt 1.000 Konter, jeder Schuss war ein Gegentor, es lief alles schief. Aber diese Tage gibt es eben auch, so etwas gehört zum Sport dazu. Die Devise lautet jetzt: Mund abputzen und nach vorne schauen, denn bereits am Sonntag steht das nächste Match an.“Bozens Dustin Gazley (rechts) trifft, Pustertal liegt am Boden. © Vanna Antonello
Trainer Jason Jaspers fand klare Worte: „Sie haben uns heute in den Arsch getreten. Von vorne bis hinten, das war heute einfach nicht gut genug. Dass wir nach fünf Minuten einen Verteidiger verlieren (Matchstrafe für Austin Osmanski, Anm. d. Red.) und nur mehr fünf Defender aufbieten konnten, machte es auch nicht einfacher. Gratulation an Bozen, sie sind ein starkes Team. Wir haben heute dagegen eines der schlechtesten Spiele überhaupt gemacht. Jetzt heißt es aufstehen und weitermachen.“
„Es bringt nichts, lange zu plärrn.“ Tommy Purdeller
Tommy Purdeller schlug in dieselbe Kerbe. „Es bringt jetzt nichts, lange zu plärren. Solche Tage gibt’s, und daraus müssen wir lernen. Wir haben in dieser Saison schon viele gute Spiele gemacht und allen gezeigt, was wir draufhaben. Am Sonntag wollen wir neu starten.“ Die Wölfe treffen am Sonntag ab 18 Uhr zu Hause auf Fehervar, die Foxes sind zur selben Zeit ebenfalls vor heimischem Publikum gegen die Graz99ers gefordert.
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