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Diego Montecchio aus Eppan hat einen kuriosen Werdegang hinter sich. © Calcio Lecco 1912

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Diego Montecchio aus Eppan hat einen kuriosen Werdegang hinter sich. © Calcio Lecco 1912

Plötzlich im Profifußball: Die kuriose Story eines Eppaners

Vor Kurzem jagte er noch in der hiesigen Landesliga dem runden Leder hinterher, nun verdient er im Profifußball sein tägliches Brot: Ja, die Geschichte des 26-jährigen Eppaners Diego Montecchio ist speziell. Uns hat er sie erzählt.

Thomas Debelyak

Von:
Thomas Debelyak

Hätte man Diego Montecchio vor ein paar Jahren gesagt, dass er eines Tages im Profifußball arbeiten würde, er hätte wohl nur ungläubig den Kopf geschüttelt. Und doch ist genau das eingetreten. Seit dieser Saison steht der 26-jährige Eppaner als Co-Trainer in der Serie C, der dritthöchsten Spielklasse Italiens, an der Seitenlinie und verdient bei Spitzenklub Lecco seinen Lebensunterhalt. Wie er dorthin gekommen ist, das ist eine spezielle Geschichte, von der Montecchio sagt: „Es fühlt sich ein bisschen wie im Traum an.“ Ein Traum, der eng verbunden ist mit einem bekannten Namen: Federico Valente, der Ex-Trainer des FC Südtirol. Doch dazu später mehr.


Rückblende ins Jahr 2021. Diego Montecchio lebte damals im schönen und ruhigen Eppan das typische Leben. Nach seinem Oberschulabschluss absolvierte er ein Online-Studium in Sportmanagement, arbeitete als Magazintechniker und ging nach Feierabend seiner großen Leidenschaft nach, dem Fußball. Bei seinem Heimatverein Eppan, heute Fußball Überetsch, kam Montecchio als Mittelfeldspieler regelmäßig in der Landesliga zum Einsatz. Doch der junge Diego wollte etwas von der Welt sehen. Und deshalb bot sich ein Praktikum, das er im Zuge seines Online-Studiums machen musste, ideal an, um weg von Südtirol zu kommen.

EIn Bild aus dem Jahr 2017: Diego Montecchio als junger Fußballer für Eppan.

EIn Bild aus dem Jahr 2017: Diego Montecchio als junger Fußballer für Eppan.


Schließlich landete Montecchio in Wien und schnupperte beim Amateurklub 1210 Wien (5. Liga Österreich) nicht nur in den Managementbereich hinein, sondern sammelte in der dortigen Jugendabteilung auch erste Trainererfahrungen. „Dadurch habe ich gemerkt: Trainer zu sein, das taugt mir!“

Alles begann mit einer E-Mail

Als dieses Abenteuer in Wien zu Ende ging und Montecchio im Frühjahr 2023 nach Eppan zurückkehrte, war für ihn klar: „Ich will auch weiterhin in diesem Bereich arbeiten. Deshalb habe ich mich mit einer E-Mail an den FC Südtirol gewandt. Zunächst war die Rede, dass ich vielleicht bei den ganz Kleinen etwas übernehmen könnte“, so der Überetscher. Doch dann, einige Wochen später, kam ein Anruf aus Rungg. „Der neue Trainer der Primavera-Mannschaft – ein gewisser Federico Valente – brauchte einen motivierten Co-Trainer. Ich war sofort begeistert, und nach einem kurzen Telefonat mit dem Mister kam das Engagement zustande“, so Montecchio.
„Für mich eröffnete sich eine völlig neue Welt.“ Diego Montecchio

Valente kam damals aus der Jugendabteilung des Bundesligisten Freiburg, und das neue Duo verstand sich auf Anhieb bestens. „Für mich eröffnete sich eine neue Welt. Ich habe jedes einzelne Wort von Federico förmlich aufgesaugt“, sagt der 26-Jährige. Allerdings verlief Montecchios erste Saison turbulent. Valente wurde bereits nach kurzer Zeit zum Cheftrainer des FC Südtirol befördert, Montecchio blieb Co-Trainer der Primavera.

Ein starkes Duo: Federico Valente (links) und sein Co-Trainer Diego Montecchio. © Calcio Lecco 1912

Ein starkes Duo: Federico Valente (links) und sein Co-Trainer Diego Montecchio. © Calcio Lecco 1912


Trotzdem brach der Kontakt mit Valente nie ab, auch nicht, als dieser im November 2024 vom FC Südtirol beurlaubt wurde. „Wir sind immer wieder zusammen essen oder laufen gegangen, und er stand mir immer für Rat zur Seite“, so Montecchio. Trotzdem war der Eppaner überrascht, als am 3. Februar dieses Jahres um 23 Uhr sein Telefon klingelte und am anderen Ende der Leitung Federico Valentes Stimme erklang.

Ein Anruf um 23 Uhr veränderte alles

„Er sagte mir: 'Ich gehe zu Lecco in die Serie C. Und ich möchte, dass du mitkommst.' Ich war einfach nur paff“, so Montecchio, der sich zu jener Zeit schon hierzulande ein Leben aufgebaut hatte. „Vormittags arbeitete ich als technischer Zeichner, nachmittags war ich weiterhin Co-Trainer der Primavera-Mannschaft. Doch am Ende musste ich nicht lange überlegen, denn die Chance mit Lecco war einfach zu groß.“

Federico Valente war ein Jahr lang Trainer des FC Südtirol. © det

Federico Valente war ein Jahr lang Trainer des FC Südtirol. © det


Montecchio kündigte also seine Arbeit und beendete das Engagement beim FC Südtirol. Danach ging es sofort ins drei Autostunden entfernte Lecco. „In dieser ersten halben Saison war ich vorwiegend Videoanalyst“, erzählt der Überetscher. Im Sommer gab es dann eine größere Veränderung. Der bisherige Co-Trainer Nicolò Cherubin kehrte zum FC Südtirol zurück, deshalb war der Posten frei. Und Valente vergab ihn an Montecchio. „Das war eine riesige Ehre für mich. Mit 25 Jahren Co-Trainer bei einem Drittligisten zu werden, das ist ein riesiger Vertrauensbeweis“, so der Eppaner, der mittlerweile auch die nötigen Trainerlizenzen in der Tasche hat.
„Federico Valente ist für mich ein großes Vorbild, als Trainer, aber auch als Mensch.“ Diego Montecchio

Seit mehr als drei Monaten ist Montecchio nun also der Vize von Federico Valente – und reitet mit Lecco auf der Erfolgswelle. Die Lombarden, die Valente im Vorjahr zum Klassenerhalt führte, sind das Überraschungsteam und liegen auf Platz 3. „Wir sind eine echt coole Truppe“, so Montecchio, der fast jede Minute des Tages an der Seite von Valente und dem Trainer-Staff verbringt.

Von früh bis spät nur Fußball

„Früh morgens haben wir ein Meeting, dann beginnt das Training, wobei ich immer einige Übungen wie die technischen Sachen oder Ballbesitzspiele betreue. Meistens bleiben wir danach bis spät abends im Trainingszentrum und gehen dann mit dem Staff zusammen essen. Teamwork wird ganz groß geschrieben“, so Montecchio.

Es ist jedenfalls ein spektakuläres wie unerwartetes Abenteuer, das Diego Montecchio derzeit erlebt. Seinem Mentor Valente ist er sehr dankbar. „Er ist für mich ein großes Vorbild, als Trainer, aber auch als Mensch“, sagt Montecchio. Wo sich der Eppaner in zehn Jahren sieht? „Ich hoffe, dass ich dann immer noch als Co-Trainer arbeiten kann – natürlich an der Seite von Valente.“

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