
Michael Bacher wird künftig seinem 3-jährigen Sohnemann Stan mehr Zeit widmen.
„Endlich keine Schmerzen mehr“: Einer der ganz Großen geht
Er ist einer der besten Fußballer, die Südtirol in diesem Jahrtausend hervorgebracht hat. Doch jetzt zieht Michael Bacher einen Schlussstrich. „Es muss sein“, sagt er. Bevor er abtritt, will der langjährige Profi aber nochmal ein ganz besonderes Gefühl auskosten.
28. Mai 2025

Von:
Alexander Foppa
Noch ein Mal die alten Treter schnüren, sich mit Mitspielern abklatschen, den Geruch des saftigen Grüns aufsaugen und dann noch ein einziges Mal 90 Minuten Vollgas. Ginge es nach Michael Bacher, so wäre dies sein Wunschprogramm für kommenden Sonntag. Dann spielt sein Verein, der FC Gröden, im Entscheidungsspiel der Landesliga-Zweiten gegen Nago Torbole um den Aufstieg in die Oberliga.
Und genau dieser Aufstieg fehlt Bacher in seiner 20-jährigen Laufbahn als Fußballer noch. Er ist in der 1. Amateurliga aufgestiegen, in der Oberliga, in der Serie D und in der damaligen Serie C2, aber noch nie in der Landesliga. Allerdings könnte am Sonntag nicht nur der Traum vom Klassensprung platzen, sondern auch sein ganz persönlicher. Denn ob Bacher die eingangs beschriebenen Spieltags-Abläufe durchleben darf, ist äußerst ungewiss. Ihn plagt eine Oberschenkelzerrung.
Fast 200 Profi-Einsätze
Michael Bacher und die Verletzungen. Sie waren sein steter Begleiter bei all den zwölf Vereinen, für die er im Laufe seiner Karriere im Einsatz stand. Und sie sind der Grund, weshalb allerspätestens am Sonntag Schluss ist. Schluss nach 185 Spielen in der dritten und vierten Liga Italiens und weit mehr als 200 Einsätzen in den Amateurspielklassen darunter.Michael Bacher wurde am Sonntag bei Gröden im letzten Heimspiel für wenige Minuten eingewechselt. Danach wurde er von Freunden und Familie gefeiert.
„Das macht einfach keinen Spaß mehr“, sagt Bacher. Er erzählt auch, warum: „Ich habe seit Jahren große Probleme mit den Achillessehnen. Wenn ich sonntags spiele, dann brauche ich in der Regel bis Donnerstag, ehe ich wieder einigermaßen rund gehen kann. Trainieren konnte ich ohnehin nur mehr selten.“ Jetzt will er erstmal etwas Abstand vom Fußball gewinnen.
„Es macht einfach keinen Spaß mehr“ Michael Bacher
Bacher wird in Zukunft mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Der 37-Jährige stammt aus Mauls im Wipptal, lebt aber seit Jahren mit seiner Ehefrau Tamara und Sohnemann Stan in St. Ulrich. Im August erwartet die Familie weiteren Zuwachs. „Es wird ein Mädchen“, strahlt der Wahl-Grödner, der als selbstständiger Verkäufer für mehrere große Unternehmen arbeitet. „Hier hat meine Fußballer-Karriere sehr geholfen. Ich konnte im norditalienischen Raum Kontakte knüpfen, viele Menschen treffen und Sprachen lernen.“
Michael Bacher (r.) zählte mit Michael Cia (l.) und Hansrudi Brugger (Mitte) jahrelang zum FCS-Stamm. © Max Pattis
Überhaupt sind es die vielen Freundschaften, die Bacher als größte Errungenschaft seiner Profi-Laufbahn sieht. „Gemeinsam mit Michael Cia habe ich für Italien die U17-EM gespielt. Ich stand bei Cremonese unter Vertrag, ein absolut toller Verein. Unmittelbar zuvor, im Sommer 2010, war ich mit dem FC Südtirol erstmals in die Serie C1 aufgestiegen. Das war ein unbeschreibliches Gefühl“, so Bacher, der aber dazusagt: „Das Besondere sind nicht Siege oder Titel, sondern meine Freunde, die ich in dieser Zeit gewinnen durfte, mit denen ich auf dem Platz viel erlebt habe, mit denen ich aber auch den ein oder anderen wilden Party-Abend verbracht habe.“
Ein letzter Tanz?
Seinen Freunden auf dem Platz, nämlich jenen des FC Gherdeina, will er am Sonntag im Entscheidungsspiel im Briamasco-Stadion in Trient, einer von vielen seiner früheren Wirkungsstätten, nochmal unter die Arme greifen. „Und wenn's nur für ein paar Minuten ist. Und auch wenn's richtig wehtut.“ Noch ein Mal die alten Treter schnüren, sich mit Mitspielern abklatschen, den Geruch des saftigen Grüns aufsaugen – und wer weiß, vielleicht ja nochmal aufsteigen.Profil bearbeiten
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