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Matthias Bacher erzielte einen Doppelpack. © det

„Fußball in der Region ist zurzeit eine heikle Geschichte“

Am Wochenende erwacht Südtirols Amateurfußball aus dem Winterschlaf. In der Oberliga beginnt die Rückrunde. Fußballchef Klaus Schuster, Präsident des LND Bozen, blickt nicht nur mit Zuversicht auf die kommenden Monate.

Von:
Christian Staffler

Probleme mit Schiedsrichtern, rüpelhafte Zuschauer und sinkendes Niveau im Südtiroler Fußball: Was Klaus Schuster zu all diesen Themen sagt, lesen Sie im exklusiven Interview auf SportNews.



Herr Schuster, am Samstag geht die Oberliga-Rückrunde los. Mit welchem Gefühl blicken Sie auf die Meisterschaft?

Schuster: „Die Situation ist schwierig. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass alle 3 Absteiger aus Südtirol kommen. Dro ist die einzige Mannschaft auf dem Trentino, die den Abstieg riskiert. Hier hat Stegen am Sonntag ein sehr wichtiges, ich würde sogar sagen richtungsweisendes, Spiel. Heuer könnten 30 Punkte für den Klassenerhalt reichen, weil es nur 3 Fixabsteiger aus der Oberliga gibt.“


Warum tun sich die Südtiroler Vereine heuer so schwer?

„Von den 16 Oberligisten kommen heuer 9 aus Südtirol. Das verwässert das Niveau, weil nicht alle Vereine genügen Topspieler haben. Dazu kommt, dass einige der besten Südtiroler Spieler in der Landesliga spielen. Ich denke da an Martin Ritsch oder viele Akteure des SSV Brixen. Diese fehlen natürlich in den Oberliga-Klubs. Andere Vereine hatten auch viele Probleme mit Verletzten. Ich hoffe, dass diese Spieler wieder einsatzfähig sind.“


Kommen wir zu den guten Südtiroler Oberligisten. Tramin hält sich wacker, Obermais spielt ebenfalls vorne mit…

„Ich würde auch St. Georgen nicht außer Acht lassen. Ich glaube, dass sie noch ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden können. Der Punkteabstand nach vorne ist nicht so groß und sie haben sich gegen Ende der Hinrunde stark präsentiert. Trotzdem würde ich sagen, dass Obermais die besten Voraussetzungen für die Serie D hat.“

Klaus Schuster ist der ranghöchste Fußball-Funktionär in Südtirol. © DLife_DF


Warum glauben Sie das?

„Obermais ist Stadtverein und hat gute infrastrukturelle Voraussetzungen. Es wäre an der Zeit, dass sie den Schritt in die Serie D machen. Zur Verteidigung aller Südtiroler Vereine ist zu sagen, dass der Unterschied von unserer Oberliga zur Serie D gewaltig ist – schon alleine vom Geld her. In der Lombardei haben viele Oberligisten ein Budget von 300.000 bis 400.000 Euro pro Jahr.“


Wenn Sie sich etwas wünschen können: Was wäre die Wunschvorstellung für die Oberliga-Rückrunde?

„Wenn das Christkind mir etwas bringen würde, würde ich sagen: Obermais steigt auf auf und es gibt nur 2 Südtiroler Absteiger.“


Kommen wir zu Südtirols bestem Amateurverein. Virtus Bozen tut sich in der Serie D heuer ziemlich schwer. Es droht der Abstieg…

„Bei Virtus Bozen schaut es nicht gut aus. Aber sie sollen nicht aufgeben, im Fußball weiß man ja nie. Die Sache ist, dass Mori S. Stefano auch absteigen könnte. Außerdem müssen der FC Südtirol in der Serie B und Trient in der Serie C zittern. Der Fußball in der Region ist zurzeit eine heikle Geschichte.“

„Mit der Disziplin haben wir Probleme.“ Klaus Schuster


Wäre es schlimm für Südtirol, wenn es keinen Serie-D-Vereine gäbe?

„Es wäre auf alle Fälle nicht gut, wenn es keinen Serie-D-Verein gibt. Ich denke, dass wir aktuell eine ideale Konstellation haben. Der FCS in der Serie B und Virtus Bozen in der Serie D. Aber das dauerhaft zu bestätigen ist nicht einfach. Man darf nie müde werden, daran zu arbeiten.“


Kommen wir zum gesamten Südtiroler Fußball. Wie sieht ihr aktuelles Fazit aus?

„Das Zuschauerinteresse am Südtiroler Amateurfußball ist groß. Da machen die Vereine gute Arbeit und bieten auch Dinge abseits der Spiele an. Da sind wir z.B. dem Trentino meilenweit voraus. Unser großer Pluspunkt ist: Die Jugend spielt Fußball! Im Vergleich zu nationalen Daten haben wir in Südtirol seit der Corona-Pandemie keinen Rückgang an Aktiven und Vereinen zu verzeichnen – auch wenn uns die Bürokratie hier leider nicht weiterhilft.“


Wo liegen die Probleme im Südtiroler Fußball?

„Mit der Disziplin haben wir Probleme. Viele Eltern bei Jugendspielen sind grenzwertig. Auch mit der Anzahl der Schiedsrichter gibt es Probleme, da bin ich ja schon einmal an die Öffentlichkeit gegangen. Es ist jetzt zumindest fix, dass sie ein bisschen mehr Geld kriegen. Vielleicht ist das ein Ansporn für Interessierte. Wir machen auch Schiri-Kurse in deutscher Sprache. Was auch ein Problem ist, ist die Bürokratie. Das erschwert es den Vereinen neue Funktionäre zu finden. Wir wollen die Vereine dabei unterstützten. Was natürlich nicht geht, ist, dass wir nationale Regeln ändern.“


Wie sieht es mit dem sportlichen Niveau in Südtirol aus?

„Durch die Reform der 2. Amateurliga geht es dort ziemlich zur Sache. Vermehrte Sperren und Karten lassen uns merken, dass einige ziemlich nervös sind. Wir hoffen, dass wir das Niveau in der 2. Amateurliga anheben und in der 3. Amateurliga genügend Mannschaften finden. Im Jugendbereich konnte das Niveau teilweise erhöht werden.“

„Wir müssen verhindern, dass Vereine die Jugendarbeit einstellen.“ Klaus Schuster


Wie sieht es mit Südtirols Trainern aus?

„Ich denke, dass wir da gut aufgestellt sind. Die meisten was eine 1. Mannschaft oder ein Jugendteam betreuen, haben einen Trainerschein. Wir sind nicht unzufrieden.“


Wenn man sich bei Südtirols Vereinen umhört, macht die neue Regelung der freien Spieler so ziemlich allen Sorgen. Wie sehen Sie das?

„Diese Reform wurde Hals über Kopf gemacht. Mit der Zeit hat man verstanden, dass sich da vieles widerspricht. Was wir verhindern müssen, ist, dass Vereine die Jugendarbeit einstellen. Die Spieler können jetzt ja dauernd wechseln. Es gibt die Möglichkeit, die Spieler mit Verträgen an den Verein zu binden. Das wird aber noch nicht viel in Anspruch genommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass einige Vereine im Juli draufkommen, dass sie nicht genug Spieler haben. Ich hoffe nicht, dass das passiert. Und dann gibt es noch etwas…“


Und das wäre?

„Die Jugendregelung in der Ober- und Landesliga wird fast überflüssig. Es gibt Diskussionen darüber, ob sie abgeschafft wird. Für mich ist da ganz wichtig, dass die Vereine Klarheit haben. Im April will ich das Thema beendet haben, damit die Vereine für die kommende Saison planen können.“

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