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Patrzio Morini, eine Südtiroler Trainer-Ikone. © David Laner

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Patrzio Morini, eine Südtiroler Trainer-Ikone. © David Laner

Pat Morini: Mit Südtiroler Power im Zwergstaat

Patrizio Morini wird bald 70 Jahre, ist aber kein bisschen müde. In der neuen Saison wechselt der pensionierte Italienischlehrer zum SC Faetano, einem Team, das in der höchsten Liga San Marinos beheimatet ist. Doch ihn zieht es nicht alleine Richtung Süden.

Welche Spieler er im Gepäck aus Südtirol mitnimmt, welche Spieler er durchaus auch noch gerne mitgenommen hätte und warum er nach dem verpatzten Abenteuer in Umbrien erneut eine Herausforderung außerhalb der Provinz angenommen hat, erklärt er im exklusiven SportNews-Gespräch.



Patrizio Morini, die Tinte auf dem Vertrag mit dem SC Faetano ist trocken. Warum diese Entscheidung, außerhalb der Region eine Mannschaft zu trainieren?

Morini: „Nach dem Ende beim SSV Brixen hat mich Faetano bereits im Frühjahr kontaktiert. Es gab ausführliche und lange Gespräche, auch vor Ort. Ich stellte Forderungen und sagte ihnen auch ganz klar, dass, wenn diese Forderungen nicht erfüllt würden, ich nicht nach San Marino komme. Die Erfahrung aus der Vergangenheit hat mich das gelehrt.“


Welche Forderungen waren das, rein ökonomische?

„Geld ist nicht alles! Klar will ich für meine Arbeit bezahlt werden, aber das stand nie im Vordergrund. Es ging mir mehr darum, dass das Training in einem angemessenen Umfeld stattfinden kann, ich einige Spieler, die ich sehr gut kenne und schätze, mitnehmen kann und dass ich einen Trainerstab zur Verfügung habe, der die Meisterschaft seit Jahren kennt, denn mit dieser Liga habe ich mich noch nicht auseinandergesetzt. Ich habe einige Gegner schon auf Video gesehen, das sind aber alles Spiele von der letzten Saison. Eines war mir aber schon sehr wichtig. Nachdem San Marino nur wenige Kilometer vom Meer entfernt ist, wollte ich eine Unterkunft am Meer.“


Welche vier Spieler kommen mit Ihnen nach San Marino?

„Insgesamt sind es vier Spieler. Vom ASC Stegen haben Nue Nreca (Außenverteidiger) und Benjamin Ukaj (Flügelspieler) unterschrieben. Vom SSV Brixen begleitet mich Angreifer Alexandre Korè und Mittelfeldspieler Luca Bertoldi vom Oberligaverein Benacense.“

Alexandre Korè (hier noch bei St. Georgen) geht mit Morini nach San Marino.

Alexandre Korè (hier noch bei St. Georgen) geht mit Morini nach San Marino.



Alexandre Korè fiel in der abgelaufenen Saison durch zahlreiche Verletzungen aus. Kann Ihnen ein solcher Spieler auf dem Feld helfen?

„Das sagen mir alle (leicht genervt). Ich bin überzeugt, dass Korè ein sehr wichtiger Spieler werden kann. Ich habe schon mit sehr vielen Stürmern bzw. Spielern wie Thomas Bachlechner, Matthias Bacher, Bernd Mair, Thomas Albanese oder Joachim Degasperi gearbeitet, um sie auf die Meisterschaft so vorzubereiten, dass sie ein fundamentaler Spieler waren und den Unterschied in der entsprechenden Liga ausmachten. Ich bin überzeugt, dass mir das auch mit Korè gelingen wird.“


Gäbe es in Südtirol noch andere Spieler, die Sie mitgenommen hätten?

„Auf jeden Fall, aber leider ist auch das Budget des SC Faetano begrenzt. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, noch Spieler mitzunehmen, dann hätte ich Torhüter Peter Weiss vom SSV Brixen, Flügelstürmer Andrea Carlini von den Jergina und Marco Miuli vom SSV Brixen mitgenommen.“

Auch an Brixens Torhüter Peter Weiss wäre Morini interessiert gewesen. © Thomas Debelyak

Auch an Brixens Torhüter Peter Weiss wäre Morini interessiert gewesen. © Thomas Debelyak



Gab es neben Faetano noch andere Angebote?

„Durchaus! Union Trient, das heuer in die Oberliga aufgestiegen ist, hat mich bereits im Winter kontaktiert, kurz bevor Faetano an mich herangetreten ist. Faetano habe ich ganz konkrete Forderungen gestellt und musste abwarten, ob sie diese erfüllen können. Auch Stegen fragte bei mir an, ob es eine Möglichkeit gäbe, die Mannschaft in der Landesliga zu übernehmen. Ein anderes Angebot kam vom ASC St. Georgen. Dort bot mir Präsident Georg Brugger die Aufgabe des Sportlichen Leiters an. Damit verbunden wäre auch die Verantwortlichkeit über die Trainer und die Oberligamannschaft gewesen. Eine solche Aufgabe kommt für mich noch nicht in Frage, ich will noch Trainer bleiben, so lange es geht.“
„Ein anderes Angebot kam von St. Georgen. Dort bot mir Präsident Georg Brugger die Aufgabe des Sportlichen Leiters an.“ Patrizio Morini

Wie steht es überhaupt mit den finanziellen Mitteln im Fußball in San Marino?

„Recht gut, denn San Marino ist ein volles Mitglied der FIFA. Der Verband in San Marino kassiert FIFA-TV-Gelder, die ca. 1 Million Euro im Jahr ausmachen. Dieses Geld wird nach einem bestimmten Schlüssel an die Vereine weitergegeben.“


Wie ist denn das fußballerische Niveau in San Marino?

„Ich würde das Niveau so einteilen: Die ersten vier Teams der Tabelle haben Serie-D-Niveau, die restlichen eher unser Oberliganiveau.“

Patrizio Morini bei seiner Vertragsunterschrift in San Marino.

Patrizio Morini bei seiner Vertragsunterschrift in San Marino.


Welche Ziele strebt Faetano mit Trainer Morini an?

„Diese Saison wollen wir in der regulären Meisterschaft auf jeden Fall unter die ersten acht Teams. Diese Mannschaften sind direkt für die Playoffs qualifiziert. Ein persönlicher Traum bzw. Wunsch wäre, unter die ersten vier Mannschaften zu kommen, denn dann dürfte man an die Pre-Playoffs für die europäischen Pokale im nächsten Sommer mitspielen. Der Meister qualifiziert sich für die Vorausscheidung in der Champions League, der Vizemeister und der Tabellendritte für die Pre-Playoffs in der Europa League. Der Tabellenvierte darf in die Vorausscheidung für die Conference League.“


Vier Spieler nehmen Sie aus Südtirol mit. Was wissen Sie über die anderen Spieler?

„Insgesamt habe ich 25 Spieler zur Verfügung. 17 davon sind heuer neu. Ein Spieler, der bereits im letzten Jahr unter Vertrag stand, kommt aus Kasachstan. Mit einem Spieler aus China ist der Verein in Verhandlung bzw. kurz vor dem Abschluss. Zur Zeit streckt der Sportdirektor seine Fühler weiter in China bzw. in Osteuropa aus. Vielleicht kommt von dort noch etwas. Mit Mittelfeldspieler Kevin Zonzini steht auch ein Spieler im Kader, der zu 6 Einsätzen in der Nationalmannschaft von San Marino kam.“


Ihr letzter „Ausflug“ als Trainer außerhalb der Region war nach 5 Spielen beendet. Warum tut sich ein Patrizio Morini mit fast 70 Jahren ein solches Unterfangen erneut an?

„Als Erstes reizt mich das Neue und ich will mich weiterentwickeln. Das kann man meist nur, wenn man das eigene Wohnzimmer verlässt. Ich behaupte, dass dieses Engagement diesmal ganz anders aufgebaut ist. In Castiglione al Lago hat das Management mir einige Informationen nicht mitgeteilt bzw. diese als nicht wichtig empfunden zu kommunizieren. Zum Beispiel sagte mir ein Vereinsverantwortlicher in Perugia erst nach meiner Unterschrift, dass zur Zeit nur ein Spieler unter Vertrag sei. Der Verein wartete auf meine Zusage und ging mit mir als Trainer auf Werbetour, um Spieler nach Castiglione zu lotsen. Das kann nicht gutgehen, denn beim Trainingsauftakt hatte ich zwar Spieler beim Training, aber auf einer Position mehrere zur Auswahl und auf einigen Positionen überhaupt keinen dafür ausgebildeten Spieler. Mit diesem zusammengewürfelten Kader holten wir einen Punkt in den ersten fünf Spielen und es zeichnete sich ab, dass der Kader so bleibt, wie er war. Aus diesem Grund habe ich mich beim Verein bedankt und verabschiedet. In Faetano ist das zum Glück nicht so. Bis auf einige wenige Spieler haben fast alle einen gültigen Vertrag für die kommende Saison. Auch jene, die ich aus Südtirol mitbringe, haben in der Zwischenzeit den Vertrag bereits unterschrieben. Zudem wurden auch alle meine Forderungen im Vorfeld akzeptiert und fast schon zur Gänze umgesetzt.“

Fakten zum SC Faetano

  • In der aus 16 Mannschaften bestehenden Meisterschaft erreichte der SC Faetano am Ende den 10. Tabellenrang und qualifizierte sich dadurch für die Pre-Playoffs.
  • In diesem Duell setzte sich Faetano gegen Murata noch mit 1:0 durch. In der 1. Runde der Playoffs setzte es gegen den Tabellenzweiten La Fiorita in einem Hin- und Rückspiel zwei Niederlagen (1:2 und 0:2).
  • Den letzten Meistertitel feierte das neue Team von Trainer Morini im fernen Jahr 1999. Vorher kam der Verein zu Meisterehren in den Jahren 1985/86 und 1990/91. Die Coppa Titano (Ligapokal) sicherte sich Faetano in den Jahren 1993, 1994 und 1998. Der Verbandspokal (Supercoppa) konnte im Jahr 1994 gefeiert werden.

Fakten über Patrizio Morini

  • Am 7. August feiert Patrizio Morini seinen 70. Geburtstag. Sein letzte Trainerstation endete Mitte Dezember 2024 beim SSV Brixen, trotz des 2:1-Sieg im Oberligapokal über den ASC St. Georgen und im regionalen Pokal mit 2:0 über Levico.
  • Vorher führte der ehemalige Italienischlehrer den SSV Brixen ohne Niederlage aus der Landesliga in die Oberliga zurück. Das Traineramt bei Castiglione al Lago in der Provinz Perugia war nur von kurzer Dauer. Nach fünf Spieltagen warf der 69-Jährige das Handtuch.
  • Vorher war er 12 Jahre beim ASC St. Georgen tätig und das überaus erfolgreich. Dort feierte er den Oberligameistertitel, Pokalsiege, Euregio-Titel und den nationalen Pokalsieg, der zum erneuten Aufstieg in die Serie D berechtigte. Insgesamt drei Saisonen führte Morini die Jergina durch die Serie D.

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