
Sie stehen in der Oberliga-11 des Jahres: Luca Tenderini, Tizian Stecher, Elis Kaptina und Marco Paulmichl (von links). © Grafik: A. Delvai
Pizza Hawaii & George Clooney: Die Oberliga-11 des Jahres
Virtus Bozen kämpft in den Playoffs noch um die Serie D, alle anderen Oberligisten sind bereits im Urlaub. Höchste Zeit also, unsere Top-11 der vergangenen Saison zu küren. Wir schicken sie in einem 3-4-3-System aufs Feld – und siehe da: Irgendwie haben sich George Clooney, Dieter Bohlen und eine Pizza Hawaii reingeschlichen.
31. Mai 2025
Von: det
TOR
Luca Tenderini (Obermais)
Luca Tenderini, Ausnahmegoalie von Obermais. © Thomas Debelyak
Mal lächelt er spitzbübisch in die Kamera, mal winkt er mitten im Spiel seinem Söhnchen am Spielfeldrand zu, mal legt er nach einem Treffer für seine Obermaiser einen Oliver-Kahn-Eckfahnen-Gedächtnissprint ans andere Ende des Feldes hin. Ja, der coolste Torhüter der Oberliga war Luca Tenderini schon in den letzten Jahren. In den vergangenen zehn Monaten avancierte er auch zum Besten. Beispiel gefällig? In 15 Hinrundenspielen blieb „Tende“ zehn Mal ohne Gegentor, davon siebeneinhalb Mal in Folge. Mehr Nullen findet man sonst nur auf dem Bankkonto von Elon Musk.
ABWEHR
Marco Paulmichl (Obermais)
Eine absolute Entdeckung: Marco Paulmichl. © Thomas Debelyak
Hat unsere Herzen eigentlich schon am ersten Spieltag erobert, als wir erfahren haben, dass er im oberen Vinschgau die berühmte Bruggeralm bewirtet, seinen Gästen Leckerbissen serviert und Kühe um vier Uhr morgens melkt. Eine gute Figur gibt der Almwirt aber nicht nur mit Gummistiefeln und Kellnerschürze ab, sondern auch mit seinen blitzeblank weißen Fußballtretern und den Obermaiser Vereinsfarben. Dass er nach seinem Wechsel von Latsch an die Lahn bereits in seinem ersten Oberliga-Jahr hinten so sauber abräumte wie sonst nur zur Mittags-Prime-Time auf den Tischen seiner Bruggeralm, überraschte dennoch ein wenig. Für uns eine der großen Entdeckungen der Saison.
Michael Aiello (Partschins)
Abwehrchef in Partschins: Michael Aiello. © Sarah Mitterer
Wenn wir uns in unserem dunklen Kämmerchen diese Fantasie-Oberliga-Mannschaft zusammenbasteln und verzweifelt nach irgendwelchen halblustigen Sprüchen graben, kommt uns bei der Personalie Michael Aiello immer ein nerviger Camper auf einer engen Bergstraße in den Sinn. Warum? Ganz einfach: Bei beiden gibt’s kaum ein Vorbeikommen. Aiello ist in der Partschinser Defensive der Leitwolf, der Löcher-Stopfer, der Mann fürs Feine, aber auch der Mann fürs Grobe. Und wenn es mal brenzlig wird, macht er es mit dem Ball wie junge Menschen, die gerade die Matura gemacht haben: erstmal möglichst weit weg. Aber bitte nicht im Camper!
Andi Kicaj (Virtus Bozen)
Dirigierte die beste Defensive der Liga: Andi Kicaj. © Franz Griessmair
Bevor wir hier unser Resümee über den Virtus-Abwehrchef schreiben, fragen wir zuerst mal bei unserem neuesten und treuesten Helfer – dem Herrn Chat GPT – nach, was denn einen guten Verteidiger ausmacht. Herr Chat denkt kurz nach, rechnet, kurbelt, und spuckt dann aus: Starkes Zweikampfverhalten, gutes Stellungsspiel, Kopfballstärke, schnelle Auffassungsgabe, körperliche Robustheit, klare Kommunikation. Nun, besser hätten wir Kicaj nicht beschreiben können. Nur eines fehlt noch: Der Virtus-Verteidiger – der die beste Abwehr der Liga dirigierte – hatte auf wirklich alles und jeden eine Antwort parat. So wie unser Herr Chat GPT.
MITTELFELD
Elis Kaptina (Virtus Bozen)
Prominenter Rückkehrer: Elis Kaptina.
IKEA-Kästen ohne Anleitung zusammenbauen, Pizza Hawaii salonfähig machen, Dieter Bohlen und die übelst abservierten DSDS-Kandidaten versöhnen… Sorry, aber wir denken gerade laut darüber nach, welche kniffligen Aufgaben Elis Kaptina in Zukunft noch so lösen könnte. Denn so, wie er das Sturmproblem von Virtus Bozen behoben hat, muss er ja für Höheres bestimmt sein. Im vergangenen Sommer beendete der bald 39-Jährige seine glorreiche Karriere, musste dann aber als Co-Trainer von der Seitenlinie ansehen, wie Virtus Bozen vor dem gegnerischen Tor mehr Hemmungen hatte als ein schüchterner Teenie vor dem großen Schulschwarm – und wurde deshalb im Winter reaktiviert. Acht Tore in 15 Spielen sprachen dann eine relativ klare Sprache, auch, weil Elis sein Team somit auf Platz 2 der Tabelle schoss.
Noah Schweitzer (Partschins)
Supertalent Noah Schweitzer. © Sarah Mitterer
Verblüffte im November mit einem genialen Tor gegen den Bozner FC nicht nur die Südtiroler Fußballwelt, sondern auch den einen oder anderen Uni-Professor im wissenschaftlichen Bereich. Sein gewaltiger Spannschuss entwickelte sich nämlich irgendwie zu einem gefühlvollen Heber, der sich ins Kreuzeck senkte – und somit eine tiefgreifende Gemeinsamkeit mit einem Erdbeben hat, das von einer Banane ausgelöst wurde: Physikalisch eigentlich unmöglich. Dass Schweitzer trotz seines blutjungen Alters (Jahrgang 2006) im Partschinser Mittelfeld so routiniert, abgeklärt, brillant spielt wie ein 35-Jähriger, der ein Leben lang nichts anderes gemacht hat, spricht ebenfalls gegen jede physikalische Logik. Aber ein Noah Schweitzer, der macht eben alles möglich.
Arnaldo Kaptina (Virtus Bozen)
Arnaldo Kaptina (rechts) ist der Dirigent im Virtus-Mittelfeld. © Rosario Multari
Der eine schrieb 1969 Weltgeschichte und setzte als erster Mensch einen Fuß auf den Mond. Der andere ist schon seit Jahren einer der besten Mittelfeldspieler im Südtiroler Amateurfußball. Okay, aber wo liegt denn jetzt die Verbindung zwischen Neil Armstrong und Arnaldo Kaptina? Sagen wir so: Wenn Armstrong auf dem Mond in die Höhe springt, dann fliegt er gleich mehrere Meter durch die Luft. Wenn Kaptina zum Kopfball ansetzt, ist das gefühlt genauso. Der Virtus-Mittelfeldspieler ist aber nicht nur der König der Oberliga-Lüfte, sondern auch ein Knipser, wie seine neun Treffer beweisen. Das kann Armstrong vermutlich nicht von sich behaupten. Wäre mit Astronauten-Helm aber auch ganz schön schwierig.
Edoardo Ghiotti (Obermais)
Linksfuß mit Torinstinkt: Edoardo Ghiotti. © Andrea Giacomelli
Die Generation, die noch mit der guten alten Satellitenschüssel und nicht mit hochauflösendem Internet-Netflix großgeworden ist, erinnert sich vielleicht noch daran. An den Werbespot mit der netten italienischen Dame, die ihren „Caffé solo con giotto“ genießt. Ob unser Edoardo Ghiotti (Zwinker) seinen Macchiato oder Espresso auch nur in Kombination mit den leckeren Schoko-Kügelchen verzehrt, brachten wir leider nicht in Erfahrung. Dass er mit dem Ball am linken Fuß aber süßere Kreationen hervorzaubert als eine Schweizer Schokoladefabrik, das können wir bestätigen. Dazu gelangen dem Schienenspieler beachtliche neun Tore, und wenn er auf dem Flügel mal zum Sprint ansetzte, muss selbst George Clooney seinen weltberühmten Werbeslogan leicht umdichten: „Espresso, what else!“
ANGRIFF
Tizian Stecher (Partschins)
Shootingstar Tizian Stecher. © Sarah Mitterer
Beginnen wir die Lobhudelei für Tizian Stecher damit, dass er in seinem allerersten Oberligajahr fast so viele Tore geschossen hat (12) wie er alt ist (17)? Steigen wir doch lieber damit ein, dass er mit seiner spektakulären Offensivpower mehr Zuschauer von den Sitzen gerissen hat als der Feueralarm im Kino? Oder starten wir damit, dass er – natürlich noch führerscheinlos – immer wieder mal mit seinem Obermaiser Gegner, aber Obervinschger Landsmann Marco Paulmichl nach den Trainings nach Hause gefahren ist? Wir werden auch in den nächsten Tagen noch über diese schwierige Entscheidung grübeln, bis dahin schreiben wir einfach das, was wir bereits wissen: Tizian Stecher ist ohne Wenn und Aber der Shootingstar der Oberliga.
Andrea Carlini (St. Georgen)
Andrea Carlini ist der Stürmer, den St. Georgen lange gesucht hat. © Andrea Giacomelli
Vor einem Jahr noch hatte St. Georgen ein großes Problem, nämlich das Toreschießen – doch auf einmal war der Druck im Jergina-Angriff größer als bei einer Busreisegruppe mit vielen Apfelsaft-Enthusiasten, deren Bordtoilette kurz vor der Autobahnausfahrt ausgefallen ist. Dass die Pusterer heuer mit 49 Treffern den drittbesten Sturm der Liga stellten, war auch der Verdienst von Andrea Carlini. Mit seinen 14 Toren ist er der Torjäger, der dem Leitner Electro Sports Park so lange gefehlt hat.
Manuel Brusco (Obermais)
Manuel Brusco erzielte 17 Tore. © Thomas Debelyak
Manuel Brusco und die Oberliga-Elf des Jahres – das ist ein bisschen wie David und Victoria Beckham: Die beiden können einfach nicht ohneeinander. Vor einem Jahr war der Obermais-Stürmer noch der Retter in der Not, heuer ist er einfach nur eins: Der unumstrittene Aufstiegsheld, der öfter zugeschlagen hat als der tortenverliebte Tischnachbar am All-inclusive-Nachtischbüfett. In Zahlen ausgedrückt sind das 17 Tore! Fast schon märchenhaft: Die vorentscheidende Bude zum Meistertitel gegen Benacense erzielte Brusco von der eigenen Hälfte aus. Verrückt, denn für eine solche Entfernung zahlt man im Taxi normalerweise einen 20er!
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